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Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Die Gestapo berichtet

Die Gestapo für den Regierungsbezirk Wiesbaden berichtet am 5. Juni 1935 für Mai 1935 aus Frankfurt/M.:

Die jüdischen Viehhändler haben in den Landkreisen noch vielfach maßgebenden Einfluß auf den Viehmarkt.

Hin und wieder machten sich Boykottbestrebungen bemerkbar, die jedoch keinen ernsten Charakter annahmen. Vielfach wurden die Schilder ''Deutsches Geschäft'' mit einem gleichgroßen gelben Schild überklebt, das die Aufschrift ''Judenknecht '' und einen Davidstern zeigt. Dieses ist hauptsächlich in solchen Geschäften und Wirtschaften beobachtet worden, in denen auch jüdische Kundschaft verkehrt. (…)

 

Juden

Bezüglich der jüdischen Vereinstätigkeit konnte im Mai eine gewisse Abnahme festgestellt werden. Neugründungen von Vereinen oder Ortsgruppen sind nicht erfolgt.

Im Vordergrund der Werbetätigkeit steht die zionistische Bewegung, die auch Ende Mai einige öffentliche Filmvorführungen über Palästinafragen pp. veranstaltete. Die Werbung hierfür findet nur in rein jüdischen Kreisen statt.

Auch im Monat Mai sind wieder einige jüdische Familien abgewandert, insbesondere nach Palästina.

Der Jude Max Stein, geboren 18.5.1907 in Mensfelden, Kreis Limburg, wohnhaft in New York, von Beruf Bankangestellter, amerikanischer Staatsangehöriger, wurde in Mensfelden, wo er zum Besuch seiner Eltern weilte, von dem Reichsbahnarbeiter Karl Brunner, geboren 24.2.1903 zu Neuhof/Wiesbaden, bedroht. Brunner ist Mitglied der NSDAP . Stein gab zum Ausdruck, daß er diese Angelegenheit dem amerikanischen Konsulat melden werde. Es wurde Strafanzeige gefertigt und der Amtsanwaltschaft Limburg/Lahn zugeleitet.

Über diesen Vorfall wurde bereits berichtet.

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