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Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Die Poizeidirektion München berichtet

Am 27. Mai 1935 erstattet die Münchener Polizeidirektion folgenden Tagesbericht über die „antisemitische Bewegung“:

Am Samstag, den 25.5.35 nachmittags sammelten sich im Rosenthal in der Nähe des Kaufhauses Epa in größerer Menge Menschen an. Es handelte sich um eine Kundgebung gegen jüdische Kaufhäuser (Epa, Uhlfelder). Die Menge verlangte die Schließung dieser Geschäfte. Die Arbeitsfront wandte sich um diese Zeit ebenfalls an die Polizeidirektion, um einen Schutz der arischen Angestellten zu erreichen. Kurz nach diesen Meldungen kamen Anrufe von so ziemlich allen jüdischen Geschäften in München, worin um Schutz für das Geschäft vor Demonstranten gebeten wurde. Es war daher anzunehmen, daß es sich um ein planmäßiges Vorgehen gegen jüdische Geschäfte handelt.

Die Täter drangen jeweils in die Geschäfte ein, wiesen die Kunden aus den Räumen und zwangen die Verantwortlichen, den Betrieb zu schließen. In einzelnen Fällen wurden auch arische Angestellte in den Geschäften mißhandelt. Soviel bald festgestellt werden konnte, handelte es sich bei den Demonstranten nicht allein um Angehörige der Partei und der SS, sondern es stand sehr bald fest, daß sich unter diese auch Elemente zweifelhafter Art gemengt hatten. Diese hatten zweifellos die Absicht, die Erregung zu steigern und die Menge zu Unsinnigkeiten gegenüber der Polizei aufzuhetzen. Ein Mann Walder Johann geb. 28.2.02 zu München, wurde angetroffen, als er eine braune Hose trug und im übrigen bürgerliche Kleidung hatte. Es wird vermutet, daß er einer dieser getarnten Hetzer ist.

Durch erhöhte Rundentätigkeit der Schutzpolizei im Verein mit dem Streifendienst, der SA und SS sowie der PO konnte die Ruhe bald wieder hergestellt werden. Am gleichen Tage, etwa um 15.15 Uhr, stellte ein Verkehrspolizist am Bahnhofsplatz fest, daß sich in der Prielmeyerstraße eine größere Anzahl von Personen angesammelt hatte. Er forderte pflichtgemäß die Leute auf, sich zu entfernen, konnte sich aber nicht durchsetzen und begab sich daraufhin zur Polizeiwache am Bahnhofsplatz. Die Menge folgte ihm dorthin nach, und wollte die Wachräume stürmen. Es handelte sich um eine Gruppe von Angehörigen des SS-Hilfswerklagers Schleißheim. Mehrere der Demonstranten drängten auf die Wache ein, angeblich, um dort Meldung zu machen. Im Wachraum führten sich die 6 Mann, die sich Einlaß verschafft hatten, höchst undiszipliniert auf, griffen den dort anwesenden Kriminalbeamten und auch einen Beamten der Schutzpolizei an, so daß diese sich nachhaltig zur Wehr setzen mußten. Die österr. SS-Männer verstiegen sich allmählich zu Drohungen gegen die Polizei, erklärten, schon noch auszumisten, es käme auch noch ein 30. Juni! Daß sich unter die Ansammlung auch Kommunisten mengten, geht aus der Angabe eines Offiziers hervor, denn aus der Menge wurden auch Rufe laut: ''Euch Nazihunde! Euch schlagen wir, wie Ihr es braucht!'' Der SA-SS-Streifendienst stellte die Ruhe wieder her und führte die Anführer der Demonstranten vor.

Ein weiterer Vorfall beweist klar, daß sich unter den Demonstranten auch Provokateure staatsfeindlicher Richtungen, insbesondere des Kommunismus, gemischt hatten. Man versuchte, die Überfallkommandeure durch irreführende Anrufe von den Plätzen, an denen sich Vorfälle abspielten, wegzulocken, zweifellos, um sodann unter Ausnützung dieses Umstandes Ausschreitungen staatsfeindlicher Art herbeizuführen.

Gegen 22 Uhr des gleichen Tages lief eine Meldung ein, wonach Zivilisten in das kath. Gesellenhaus an der Schommerstr. 6 eingedrungen seien und dort tätlich vorgingen. Der SA- und SS-Streifendienst brauchte hier nicht mehr tätig zu werden, da Herr Staatsminister Wagner mit SS-Gruppenführer Schmauser sich an Ort und Stelle einfanden und die Ordnung wieder herstellten. Die Störenfriede wurden durch SS-Gruppenführer Schmauser festgenommen und der SS-Kaserne an der Herzog-Wilhelm-Kaserne zugeführt.

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