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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Bericht aus Unsleben

Die Gendarmerie Unsleben erstattet am 14. April 1935 folgenden Bericht:

In der Nacht vom 13./14. April 1935 wurde ein Fenster der Synagoge in Eichenhausen mittels Wurf von Steinen beschädigt. In der Synagoge wurden 2 faustgroße Steine vorgefunden. Das Fenster besteht aus 6 abgeteilten Scheiben, wovon 4 vollständig zertrümmert wurden. Jede Scheibe ist 35 x 50 cm groß. Der verursachte Schaden beträgt etwa 4 RM. Wer die Tat verübte konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden, es wird aber ein politischer Hintergrund vermutet.

Die Synagoge wird in Eichenhausen nicht mehr benützt, weil die Zahl der Juden zu gering ist. Es ist nunmehr noch ein männlicher Jude vorhanden und zwar der Landwirt Karl Rosenstock, der die Aufsicht auch über die Synagoge ausübt. Strafantrag wurde von diesem nicht gestellt.

In der gleichen Nacht wurde an der steinernen Hofpforte des Juden Karl Rosenstock von Eichenhausen, vermutlich mit Wagenschmiere verdrängt [sic] mit Öl in groß gedruckter Schrift die Worte angemalt: ''Ab nach Palästina , Juden-Aas''. Die gleichen Worte wurden auch bei der verw. Krämerin Amalia Veilchenblau von Eichenhausen an deren Wohnhaus angemalt. Diese Tat dürfte mit der obengeschilderten im Zusammenhang stehen und von den gleichen Tätern verübt worden sein.

Des weiteren wurde bei dem I. Bürgermeister Gottfried Steinmüller in Eichenhausen in der fraglichen Nacht an dessen Hoftor das Wort: ''Jüdling'' mit der bezeichneten Schmiere angemalt.

Beim dem II. Bürgermeister und Schweinehändler Josef Behrmann von Eichenhausen wurden an das Hoftor die Worte: ''Judenknecht und Volksverräter'' angeschrieben.

Bei dem Landwirt Otto Schmitt von Eichenhausen waren an dem Scheunentor, welches der Ortsstraße zugekehrt ist das Wort: ''Judas'' angemalt.

Bei dem led. Landwirt Eustach Moritz von Eichenhausen war das Wort; ''Judenknecht'' angeschrieben und ebenfalls bei dem Landwirt und Ortsbauernführer Alois Stahl von Eichenhausen das Wort: ''Judenknecht''.

Desgleichen war das Tor des Landwirtes Rudolph Ullrich von Eichenhausen mit den Worten: ''Judenknecht u. Volksverräter'' beschrieben.

Die Schmiere und Schrift bei den letzt 6 genannten Personen ist die gleiche wir bei den bezeichneten Judenfamilien. Auch hier dürfte es sich um die gleichen Täter handeln.

In der Ortschaft Eichenhausen herrscht eine starke Empörung darüber, daß man die Hof- und Scheunentore der nichtjüdischen Familien mit Judenknechte und Volksverräter beschmierte.

Bemerkt werden muß, daß gerade die 6 Familien ehrliche und anständige Menschen sind und als staatserhaltend [sic] bezeichnet werden.

Steinmüller, Behrmann, Ullrich und Stahl sind Mitglieder der NSDAP .

Verdacht gegen eine Person wurde nicht ausgesprochen. Es wurde verlautet, daß schließlich ortsfremde Personen an der Tat beteiligt waren.

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