Bericht aus Speyer
Der Regierungspräsident der Pfalz erstattet am 10. Mai 1935 folgenden Lagebericht für den Monat April 1935 aus Speyer:
Die Zu- und Abwanderung der jüdischen Bevölkerung zeigt im Berichtszeitraum nichts Auffälliges.
In den jüdischen Kreisen trägt man sich in größerem Umfange mit Auswanderungsabsichten. So sind im Berichtsmonat allein aus Deutschland 6.000 Juden ausgewandert. Der Verwirklichung dieser Bestrebungen stehen vorerst noch die finanziellen Schwierigkeiten, sowie die für notwendig gehaltenen und längere Zeit erfordernden Berufsumschulungen entgegen.
Am 7.4.1935 veranstaltete die ''Freie Vereinigung Israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz'' mit Unterstützung der Kultusgemeinde und der Synagoge Kaiserslautern ihre 3. Fortbildungskonferenz mit Maimonidesfeier. Die Tagung wurde polizeilich überwacht. Beanstandungen waren nicht erforderlich. Die Tagung behandelte ausschließlich religiöse Themata und deren Auslegung, Lehrproben und Vorträge über rituelle Gebote.
Am 9.4.35 fand in der Synagoge Kaiserslautern mit Zustimmung der Bayerischen Politischen Polizei, Außenstelle Pfalz, die Gründung einer Ortsgruppe der Zionistischen Vereinigung für Deutschland statt, nachdem der Kaufmann Wilhelm Jakob als Gründer die unterschriftliche Erklärung abgegeben hatte, daß die Tätigkeit nur auf den Rahmen des zionistischen Programms und auf jüdische Rassenangehörige beschränkt werde. Die Tätigkeit der Ortsgruppe wird weiterhin überwacht.