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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Bericht aus Arnsberg

Der Regierungspräsident in Arnsberg erstattet folgenden Lagebericht für März und April 1935:

Eine besondere Tätigkeit der jüdischen Verbände konnte nicht festgestellt werden. In jüdischen Geschäften wird verhältnismäßig immer noch viel gekauft. Die Umsätze dürften sich gegenüber den Vormonaten eher gesteigert als verringert haben. Um die Kundschaft der offenen Ladengeschäfte vor Bloßstellung zu schützen gehen die jüdischen Manufakturisten mehr dazu über, den Käufern die Waren verpackt in die Wohnungen zu schicken. Besonders in den bäuerlichen Kreisen finden die Juden nach wie vor Eingang und können ihre Handelsgeschäfte aller Art betreiben. Der Viehhandel liegt mangels geschulter arischer Händler noch immer fast ausschließlich in jüdischen Händen. Ebenso werden Geschäftsabschlüsse von den Landwirten mit jüdischen Kornhändlern nach wie vor getätigt. Es ist vorgekommen, daß arische Händler sich vergeblich um den Kauf von Vieh bemühten, während jüdische Händler das Vieh erhielten. Ihr Verhalten begründen die Landwirte vielfach mit mangelnder Zahlungsfähigkeit arischer Händler.

Durch Gemeindearbeiter, die mit der Abdasselung des Rindviehs beauftragt wurden, ist gemeldet worden, daß sich die jüdischen Viehhändler der Maßnahme häufig zu entziehen versuchen, indem sie entweder die Behaftung der Tiere mit Dasselbeulen verschweigen, oder angeben, es handele sich um Schlachtvieh, sodaß eine Abdasselung nicht notwendig sei.

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