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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Die Gestapo berichtet

Die Gestapo für den Regierungsbezirk Stettin berichtet am 4. Mai 1935 für den Monat April 1935:

Im Monat April haben 16 jüdische Versammlungen stattgefunden. Hierunter befanden sich vier der Zionistischen Vereinigung , die außerhalb Stettins abgehalten wurden. Bemerkenswert ist der erhebliche Rückgang der jüdischen Versammlungstätigkeit, insbesondere der sogen. ''Deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens''. Ich führe dieses auf die dauernde Überwachung zurück, die ihnen anscheinend allmählich lästig fällt.

Am 27. d.Mts. sind in Pyritz des Nachts durch Steinwürfe 28 Fensterscheiben der dortigen Synagoge zertrümmert worden. Die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. Angeblich soll es sich um Angehörige der HJ handeln.

Im ganzen Staatspolizeistellenbezirk und auch in der Stadt Stettin ist festgestellt worden, daß immer noch nicht nur die Arbeiterbevölkerung, sondern auch besser gestellte Kreise ihre Einkäufe zum überwiegenden Teil in jüdischen Warenhäusern und jüdischen Geschäften vornehmen. Allgemein wird angegeben, daß die Judengeschäfte die Waren billiger abgeben. Als Entschuldigung geben diese Volksgenossen auf Befragen an, daß in den jüdischen Warenhäusern und Geschäften ja arische Angestellte tätig sind und diese arbeitslos würden, sofern sie ihren Bedarf darin nicht deckten. Den durch die NS Organisationen hiergegen geführten Kampf, durch Aufstellen von Posten und zwangsweise Abhaltung vom Betreten der Geschäfte, halte ich praktisch für verkehrt und nur geeignet, eine Unruhe in die Bevölkerung zu tragen. Ich sehe es vielmehr für richtiger an, wenn durch eine nationalsozialistische Schulung und Erziehung in erster Linie der Parteigenossen und dann auch der Volksgenossen darauf hingewirkt wird, daß die Bevölkerung zu der Erkenntnis kommt, daß durch Einkäufe in jüdischen Geschäften nicht nur deutsche Geschäfte geschädigt und dadurch an einer Aufnahme aus jüdischen Geschäften entlassener Angestellten verhindert, sondern in viel größerem Umfange jüdisches und internationales Kapital gefördert wird, wodurch den Juden ein Anreiz zum Verbleib im Reiche gegeben wird.

Die jüdische Pommeranie Loge XXVII Nr. 401 UOBB hat sich im Berichtsmonat aufgelöst. Über den Verbleib des Vermögens und die Verwendung der Vermögenswerte erfolgt Sonderbericht.

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