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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Die Gestapo berichtet

Die Gestapo für den Regierungsbezirk Magdeburg berichtet am 6. Mai 1935 für April 1935:

Abgesehen von einigen Veranstaltungen des Kulturkreises der Synagogengemeinde zu Magdeburg, des Ärzteklubs 04 und einer Versammlung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten , Ortsgruppe Magdeburg, war die Versammlungstätigkeit der Juden im Berichtsmonat gering. Am 16.4.35 hielt der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Magdeburg, eine Versammlung ab, in der der Jugendreferent Paul Meyer, Berlin, über das Thema ''Glaube und Arbeit'' sprach. Der Redner behandelte die Jugendprobleme in den einzelnen Ländern, z.B. Amerika, England usw. und Deutschland. Er zeigte die Entwicklung der deutschen Jugend von 1914 bis zum Jahre 1933, in dem die deutsche Jugend unter einheitlicher Führung zusammengeschlossen sei. Er bedauerte es sehr, daß die jüdische Jugend aus der Hitlerjugend ausgeschlossen sei und dadurch nicht an dem Aufbau des Reiches mitarbeiten könne. Ein Junge, der vorher der KPD angehört habe, und sich jetzt in der Hitlerjugend melden würde, würde ohne weiteres aufgenommen werden. Einem jüdischen Jungen aber, der mit vollem Herzen und ehrlicher Absicht für die Idee Adolf Hitlers kämpfen wolle, würde die Aufnahme verweigert. Das Problem der Auswanderung der Juden nach Palästina behandelte der Redner in längeren Ausführungen. Er bat jeden, in Deutschland zu bleiben, trotzdem sie hier schwer um ihre Existenz zu kämpfen hätten. Im Auslande wäre es noch viel schlimmer. Vor dem Vortrage des Meyer teilte der Vorsitzende der Ortsgruppe Magdeburg mit, daß die Ortsgruppe Magdeburg aus dem deutschen Volkskriegerfürsorgeverband ausgetreten sei, weil der Kranz, der am Heldengedenktage von einer Gruppe jüdischer Frontsoldaten für die Gefallenen am Ehrenmale in Berlin niedergelegt war, amtlicherseits wieder entfernt worden sei. Veranstaltungen der Ortsgruppe Magdeburg werde ich in Zukunft nicht mehr zulassen. Besondere Beachtung hat bei den Juden der Erlaß des Reichsministers des Innern über das Zeigen von Reichsflaggen durch Juden gefunden. Übertretungen dieses Erlasses konnten auch am 1. Mai, wie ich schon jetzt berichte, nicht festgestellt werden.

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