Die Gestapo berichtet
Die Gestapo des Landespolizeibezirks Berlin berichtet für April 1935:
Das auffällige Verhalten der Juden hat auch im Berichtsmonat nicht nachgelassen. Es zeigen sich immer wieder die gleichen Fälle von unsozialem Vorgehen den deutschen Volksgenossen gegenüber; auch in sittlicher Beziehung werden immer wieder Verstösse bekannt.
Ein schärferes Vorgehen seitens der Staatspolizei wird sich daher nicht vermeiden lassen. Um alle Fälle von derartigen Verfehlungen zu erfassen, ist eine bedeutend gesteigerte Mitarbeit aller Parteiorganisationen und der der Partei angeschlossenen Verbände dringend erforderlich.
Das Verhalten der Juden verdeutlichen folgende Fälle:
a) Der Jude Sally Hollaender Berlin Wilmersdorf, Kaiser Allee 26 wohnhaft, hat unter dem 19.4.1935 an das 156. Pol. Revier folgenden Brief eingesandt:
''Angesichts der täglichen Schändungen der Ehre des jüdischen Namens in der deutschen Öffentlichkeit ziehe ich meinen Antrag auf Verleihung des Kriegsehrenkreuzes hiermit zurück und bitte um gelegentliche Rücksendung meines dort eingereichten Kriegsstammrollenauszuges in beiliegendem Freiumschlag.
Hochachtungsvoll, ergebenst
gez. Sally H.
Garde Utffz. des alten Friedens u.Utff.
des Frontheeres 1914 18.''
Hollaender wurde in Schutzhaft genommen.
b) Das jüdische Ehepaar [N.N.a] Halensee, [...] unterhält einen Heißmangelbetrieb, in dem arische weibliche Angestellte beschäftigt werden. In unsozialer Weise haben beide ihre Angestellten ausgebeutet, indem sie Überstunden verlangten, ohne dafür eine Entlohnung zu gewähren. Außerdem ist es in einigen Fällen unterblieben, die sozialen Abgaben an die Krankenkasse zu zahlen.
Der Ehemann [N.N.a] hat sich dauernd unsittliche Handlungen an seinem weiblichen Personal zu Schulden kommen lassen, wobei ihm z.T. seine Ehefrau behilflich war. Der Ehemann [N.N.a] ist in Schutzhaft genommen worden.
c) der Jude Samo Winter, Chorinerstr. 40, hat sich beim M.d.J. über das 70. Pol. Revier beschwert, daß im Hause des 70. Reviers, Rykestr. 40 neben dem Polizeischild der ''Stürmer '' gezeigt werde. Seine Beschuldigungen nennt er im Rubrum ''Passive Hilfeleistung zur Vorbereitung von Unruhen''. Im Nebenhause befindet sich die Synagoge , sodaß die Besucher dieses Hauses nach seinen Ausführungen an den ''an Schönheitsmangel nicht leidenden Judenkarikaturen'' Anstoß nehmen.
d) Die Auswanderungsmöglichkeiten der Juden nach Palästina befriedigen längst nicht mehr, sodaß nach anderen Auswanderungsgebieten Ausschau gehalten wird.
Der frühere Gerichtsassessor Dr. Karl Kindermann hat im Auftrage jüdischer Gruppen mehrere Reisen nach dem vorderen Orient unternommen, um Wirtschaftsmöglichkeiten für weitere Niederlassungen der Juden zu suchen.
Zunächst wird an eine wirtschaftliche Erschließung der Insel Cypern gedacht; dort sind Vorbereitungen getroffen worden, die Juden in Landwirtschaft und Industrie unterzubringen. Die jüdischen Organisationen haben sich aber bis zum Augenblick noch nicht entschließen können, sich hinter dieses Objekt zu stellen, obwohl nach den Angaben des Dr. Kindermann dort die weitbeste Möglichkeit besteht, die Juden nutzbringend zu betätigen. Um trotzdem der Sache näher zu kommen, will Dr. Kindermann einen Verein der Jüdischen Cypern Auswanderer hier gründen.
Ein Erfolg ist bisher nicht zu verzeichnen, da sich die Angelegenheit noch im Anfangsstadium befindet. Im Monat April 1935 haben 2.483 jüdische Veranstaltungen stattgefunden, wovon 63 beobachtet wurden. Zu Beanstandungen lag kein Grund vor. In der gleichen Zeit haben 144 Juden Deutschland verlassen, um nach Palästina auszuwandern. Auch die Abfahrtsbeobachtungen zeigten nichts besonderes.
Im Laufe der Zeit haben sich in Bezug auf die Judenversammlungen Schwierigkeiten ergeben, die einer Regelung bedürfen. Ein großer Teil der Versammlungen findet in Privatwohnungen statt. Beamte, die solche Zusammenkünfte dienstlich beobachten, verlassen nach Schluß der Versammlung die Wohnung, während die Teilnehmer dort verbleiben, um in anderen Räumen angeblich noch Tee einzunehmen. Es besteht hier der Verdacht, daß diese anschließenden Teeabende illegalen Zwecken dienen. Beim Verlassen der Wohnung ist oft das Haus verschlossen, so daß der Beamte die Juden noch bitten muß, ihn aus dem Hause zu lassen. Dem Ansehen der Staatspolizei sind derartige Vorgänge nicht dienlich, auch läßt sich eine genügende Überwachung derartiger Versammlungen nicht durchführen. Es ist deshalb vorgesehen, die Versammlungen in Privatwohnungen allgemein einzuschränken.
Es mehren sich auch die Fälle, daß angemeldete Versammlungen aus irgendwelchen Gründen ausfallen, hiervon der Dienststelle aber keine Nachricht zugeht, so daß der Beamte unverrichteter Sache zurückkehrt und dem Dienst in vielen anderen Fällen entzogen wird.
Auch werden vielfach Versammlungen zu spät angemeldet, die dann nicht mehr in die Versammlungsübersicht eingesetzt werden können. In solchen Fällen wird das Abhalten dieser Versammlungen untersagt.