Menü
Chronik und Quellen
1935
März 1935

Die Gestapo berichtet

Das Gestapa Sachsen berichtet für März 1935 aus Dresden:

Judentum

Überall in Sachsen herrschte im vergangenen Monat eine rege Versammlungstätigkeit der Juden. Vor allem sind es die Zionisten, die fast täglich Versammlungen abhalten und für die Auswanderung nach Palästina werben. Man geht dabei von dem Gesichtspunkt aus, die Jugend gleich von Anfang an auf die unbedingt erforderliche Berufsumschichtung aufmerksam zu machen. Fast in jeder Versammlung weisen die Redner daraufhin, daß es sinnlos ist, nach Palästina zu gehen, ohne vorher die dortigen Verhältnisse genauestens studiert zu haben.

Im Zuge dieser zionistischen Veranstaltungen fand in Dresden in der Zeit vom 3. 10.3. eine Palästina Werbewoche, verbunden mit einer Palästina Schau statt. Letztere sollte den Besuchern die Verhältnisse in Palästina an Hand von verschiedenen Bildern vor Augen führen. Eine gleiche Schau fand vom 9. 11.3. in Chemnitz statt. Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Zionisten nichts unversucht lassen, um für Palästina zu werben und aus Deutschland wegzukommen.

Bei den Assimilanten verursachte das Flaggenverbot große Aufregung, das am Tage der Saarrückkehr herausgegeben wurde. In verschiedenen Versammlungen des RjF wurde dagegen protestiert. Das Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht wurde von den jüdischen Frontkämpfern zum Anlaß genommen, ihre Eingliederungsbestrebungen erneut zu propagieren. Die ehemaligen jüdischen Offiziere wurden sogar aufgefordert, sich umgehend dem Reichswehrminister zur Verfügung zu stellen. Der bekannte Assimilantenführer Rechtsanwalt Jacoby Leipzig führte gelegentlich aus, daß den Zionisten in Deutschland mehr Schutz gewährt würde als den staatstreuen Juden.

Die Zahl der christlichen Nichtarier in Deutschland beträgt nach Angaben von Dr. Wolf, Berlin, z.Zt. 200.000.

 

Freimaurertum

Die Nachfolgeorganisationen der Logen in Sachsen halten weiterhin ihre Zusammenkünfte ab. Meist tragen diese Abende geselligen Charakter, jedoch ist eine gewisse ablehnende Haltung gegenüber der Partei und dem Staat unschwer zu erkennen. An einigen Abenden wurde vor und nach dem Vortrag bezw. der ''Arbeit'' das Ritual angewandt, vor allem in der jüdischen Loge Bnai Brith. Auch das Stiftungsfest der Loge ''Balduin zur Linde'' Leipzig, das am 26.3.35 stattfand, stand im Zeichen eines freimaurerischen Rituals.

Der Sächsische Logenverband, Sitz Plauen, innerhalb des Ordens Bnai Brith, wurde von der Präsidenten Sitzung in Leipzig aufgelöst.

Baum wird geladen...