Die Gestapo berichtet
Die Gestapo für den Regierungsbezirk Frankfurt/O. berichtet am 4. April 1935 für März 1935:
Die rege Versammlungstätigkeit bei den Juden hält an. Besonders aktiv ist z.Zt. der ''jüdische Frontkämpferbund'' , der allein in Grossen/Oder am 16. Februar und am 23. März eine Versammlung abgehalten hat. Als Redner traten auf: der jüdische Rechtsanwalt Dr. Metig aus Grünberg/Schl., und der frühere Frankfurter Rechtsanwalt und sozialdemokratische Gemeindevertreter Dr. Landau. Zu einem Einschreiten bestand kein Anlaß. In Grossen wurde z.B. über das Thema ''Das Menschen Werden, Sein und Vergehen im Spiegel des Aberglaubens'' gesprochen.
Der jüdische Frontkämpferbund veranstaltete am 16. März in Fürstenberg/O. eine ''Heldengedenkfeier'', der sich ein ''Kameradschaftsabend'' anschloß. Die Leitung hatte der jüdische Rechtsanwalt Kann aus Landsberg/W.
Die nationalsozialistische Bevölkerung beobachtet die Aktivität der Juden nicht ohne Interesse. Zum Teil ist bereits wieder die Judenfrage zum Tagesgespräch geworden. In Lieberose kam es kürzlich zu Ausschreitungen gegen den Ostjuden Moses Fuchs, dem einige Schaufensterscheiben eingeschlagen worden sind. Moses Fuchs ist einer der übelsten Vertreter seiner Rasse. Herausfordernd, zynisch und skrupellos. Seine Ausweisung aus dem Reichsgebiet ist ausgesprochen worden. Eine Beschwerde des Moses Fuchs liegt z.Zt. dem Herrn Oberpräsidenten zur Entscheidung vor. Aus dem Kreise Seelow wird noch berichtet, daß in letzter Zeit wieder viele jüdische Händler aufgetreten seien, die versuchten, schlechte Stoffe an den Mann zu bringen.
Die jüdischen ''Wirtschaftseleven'' die z.Zt. im Bezirk Sorau in Erscheinung getreten waren, haben nunmehr dieses Gebiet restlos verlassen. Ob sie nach Palästina ausgewandert sind, konnte nicht ermittelt werden. Jedoch ist dies anzunehmen, weil in den jüdischen Versammlungen in letzter Zeit oft darauf hingewiesen worden ist, daß Palästina z.Zt. nur noch für die jüdische Jugend in Frage komme, weil die Lebensbedingungen für die ältere Generation noch zu schwierig seien.