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Chronik und Quellen
1935
März 1935

Das Gestapa Berlin berichtet

Am 12. März 1935 erstattete das Gestapa Berlin folgenden Bericht über die „Störung des Weihnachtsverkaufs vor jüdischen Geschäften in Frankfurt a/M.“:

In Frankfurt a/M. kam es am 23. und 24. Dezember 1934 zur Boykottierung jüdischer Geschäfte und Warenhäuser . Insbesondere kam es vor den Geschäften Ehrenfeld, Kaufhof A.G. und Salberg zu Ansammlungen, die dadurch entstanden, daß junge Leute in Zivil Sperrketten vor den Geschäftshäusern bildeten und die Kauflustigen darauf hinwiesen, nicht beim Juden, sondern in christlichen Geschäften zu kaufen.

Bei den Beteiligten handelt es sich vorwiegend um Parteimitglieder (Amtswalter) sowie um SS - und SA -Angehörige.

Hinsichtlich des in der englischen Zeitung ''Times'' vom 28. Dezember 1934 geschilderten Vorfalles zwischen der englischen Staatsangehörigen Sarah Jamson und boykottierenden Personen darf ich auf die Berichte vom 11. und 31. Januar 1935 Bezug nehmen. Gleiche Berichte hat auch das Auswärtige Amt erhalten.

Über den in der ''Times'' weiterhin geschilderten Vorfall zwischen einem Franzosen und Boykottposten ist bei der Staatspolizeistelle Frankfurt a/M. nichts bekannt geworden; auch konnte hierüber nichts ermittelt werden.

Der Leiter der Staatspolizeistelle in Frankfurt a/M. hatte am 5. bezw. 6. Februar 1935 mit dem Kreisleiter Dr. Krebs und dem Gauleiter Sprenger eine Rücksprache über den Boykott jüdischer Geschäfte, wobei die Genannten eindeutig erklärten, daß sie alle Bestrebungen, die ungesetzlichen Charakter tragen, ablehnen und daß sie nochmals scharfe Anweisungen an alle Parteimitglieder geben, nach denen jede Beteiligung an derartigen Vorfällen die strengste Bestrafung und den Ausschluß aus der Partei zur Folge haben müßte.

Auch der SS-Oberabschnitt Rhein in Koblenz hat eine strenge Untersuchung angeordnet.

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