Bericht aus Bad Neustadt
Das Bezirksamt Bad Neustadt/Saale verfasste am 26. Februar 1935 folgenden „Lagebericht“ für Februar 1935:
Die im Bezirk noch vorhandenen Juden verhalten sich sehr zurückhaltend. Gleichwohl trug sich am 18. ds. Mts. in der Gemeinde Heustreu ein Vorfall zu, der aller Wahrscheinlichkeit in der Folge Weiterungen nach sich ziehen und Bezirksamt und Gendarmerie damit in die unangenehme Lage versetzen wird, zur Herstellung von Ordnung eingreifen zu müssen: Der Kreisamtsleiter der NSV , Siebert von Neustadt a.d. Saale hatte auf der Ortsstraße den 66jährigen Viehjuden Emanuel Mittel von Unsleben durch spöttische Zurufe provoziert. Im weiteren Verlauf kam es zu Schimpfereien und schließlich hat Siebert dem Mittel einen Schlag ins Gesicht versetzt. Das Verhalten des Siebert soll bei einem großen Teil der Bevölkerung von Heustreu Empörung hervorgerufen haben. Um aber der Sache die Spitze zu brechen, wurde bei mir vom Bürgermeister im Auftrag der Kreisleitung Neustadt beantragt, dem Juden Mittel Ortsverweis für Heustreu zu erteilen. Ein Ersuchen dem ich mangels gesetzlicher Voraussetzungen nicht nachkommen konnte.