Die Gestapo Dresden berichtet
Das Gestapa erstattet aus Dresden ihren (undatierten) „Lagebericht“ für Februar 1935:
Am 21. Februar 1935 wurde an verschiedenen Geschäften, Am Brühl in Leipzig Klebezettel vorgefunden, deren Inhalt die Bevölkerung aufforderte, nicht mehr in jüdischen Geschäften und Warenhäusern zu kaufen. Die Zettel trugen folgenden Wortlaut:
''Warum hat der Jude 1918 nicht an den Barrikadenkämpfen teilgenommen? Warum hetzte er die Arbeiter hinein?'' und ''Es gibt immer noch Depper, die ins Kaufhaus laufen und beim Juden kaufen!''
Die Ermittlungen nach den Verbreitern dieser Zettel waren bisher erfolglos. [...]
Judentum
Im allgemeinen war eine rege Betätigung innerhalb der jüdischen Vereinigungen festzustellen.
Die Reichsvertretung der deutschen Juden hat auf jüdische Zeitungen, Gemeindeblätter usw. dahingehend eingewirkt, daß in Zukunft bei jüdischen Veranstaltungen mehr noch als bisher Rücksicht auf jüdisches Interesse genommen werden soll.
Bekannt wurde ein Rundschreiben der jüdischen ''Ehape '' Zentrale in Köln an ihre Filialen mit dem Ersuchen, über angebl. Boykottmaßnahmen der Reichswehr zu berichten und zu beobachten, ob von dieser angebl. Maßnahme nur nichtarische Geschäfte betroffen werden.
Für die Assimilanten sprach im ''Reichsbund jüdischer Frontsoldaten '' in Leipzig der Rechtsanwalt Dr. Jacoby und zerstreute das in Judenkreisen verbreitete Gerücht, wonach denjenigen Juden, die nicht Frontkämpfer gewesen seien, das deutsche Staatsbürgerrecht abgesprochen werden soll.
In der ''Zionistischen Vereinigung '' in Leipzig sprach der Rabbiner Dr. Prinz Berlin vor 2000 Erwachsenen und 500 Jugendlichen über die jüdische Erziehung.
Für die in der Zeit vom 3. 9.3.1935 in Dresden stattfindende ''Palästina Woche'' wurden Ende Februar die Vorarbeiten erledigt. Auch in anderen sächsischen Orten ist die Palästina Propaganda erneut verstärkt aufgenommen worden.
Auf Veranlassung des ''Hilfsvereins deutscher Juden in Berlin '' sind 2 jüdische Schüler aus Leipzig mit einem Sammeltransport von etwa 25 Kindern nach Amerika geschickt worden, wo sie in den nächsten Jahren erzogen werden sollen. Die Eltern haben nach ihrer Angabe ihre Elternrechte zunächst auf 3 Jahre an den Ausschuß des Hilfsvereins deutscher Juden in Berlin abtreten müssen.