Die Gestapo Magdeburg berichtet
Die Gestapostelle für den Regierungsbezirk Magdeburg erstattet am 4. März 1935 ihren „Lagebericht“ für Februar 1935:
Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten setzt sich erneut, wie in einer hier stattgehabten Versammlung festgestellt werden konnte, für ein Verbleiben der Juden in Deutschland ein. Die Tatsache, daß auch die Juden 1914 mit in den Krieg gezogen und für ihr Vaterland gestorben seien, stelle einen Beweis für die Ehre des Judentums dar. Der frühere Feldrabbiner Dr. Wilde, Magdeburg, hob dann besonders hervor, daß in Magdeburg demnächst 150 jüdische Frontkämpfer mit dem Ehrenkreuz geschmückt würden. Trotz der Schwere der Zeit, die das Judentum durchgemacht hätte und nach der heutigen Gesetzgebung noch durchmachen müsse, hätte jeder Jude den Wahlspruch zu tragen: ''Hier bin ich, hier bleibe ich''. Es bedarf m.E. einer Prüfung, ob die Versammlungen des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten unter dem Erlaß II 1 B 2 60934/B. 191/35 fallen. Erwähnenswert ist außerdem, daß der Jugendverein Makkabi I.P.D. [Jüdischer Pfadfinderbund Deutschlands] geplant hat, in Magdeburg eine Ortsgruppe zu gründen. Führer sollte der Jude [N.N.] werden, der bereits wegen Unterschlagung von Beitragsanteilen seiner ehemaligen Belegschaft zur Invalidenversicherung für 5 Monate im Konzentrationslager Sonnenburg untergebracht worden war. Außerdem schwebte gegen [N.N.] ein Verfahren beim Schwurgericht in Landsberg a.d. Warthe wegen Konkursvergehens. Zu einer Verurteilung ist es jedoch nicht gekommen, da die Straftat durch das Straffreiheitsgesetz vom 7.8.34 amnestiert worden ist. Die übrigen Jugendvereine bereiten ihre Mitglieder ernsthaft für eine Auswanderung nach Palästina vor. Über eine staatsfeindliche Betätigung der Juden und Freimaurer ist nichts bekannt geworden.