Die Gestapo Düsseldorf berichtet
Die Gestapostelle für den Regierungsbezirk Düsseldorf erstattet ihren „Tagesbericht“ für den 24. Februar 1935:
Am 23.2.1935, nach 17 Uhr, sammelte sich vor dem jüdischen Damenkonfektionsgeschäft S. Bellerstein, M.-Gladbach, Hindenburgstr., eine Menschenmenge von ca. 300 Personen an. Zum größten Teile handelte es sich um Neugierige. Ein gewisser Teil, und zwar Angehörige der PO , SA und HJ nahm eine drohende Haltung gegen die Firma an. Diesen Leuten war eine große Erregung anzumerken, die darauf zurückzuführen war, daß der Firmeninhaber am Donnerstag den Hausburschen, der gleichzeitig Betriebsobmann war, fristlos entlassen hatte, weil dieser einen SA-Mann, der in Uniform in dem jüdischen Geschäft einkaufte, zur Rede stellte. Der Name des SA-Mannes ist bekannt und [es] wird parteiamtlich das Weitere gegen ihn veranlaßt.
Die Lage wurde besonders dadurch verschärft, daß ein SA-Mann, der in der Nähe des jüdischen Geschäftes einen nationalsozialistischen Zeitungs-Verkaufsstand hatte, sich direkt vor dem Eingang postierte und mit besonders lauter Stimme den ''Stürmer '' mit den Worten anbot: ''Die Juden sind unser Unglück, wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter''. Trotz dieser immer wiederholten Reklame betraten eine Anzahl Leute (meist Frauen und Mädchen, die dem gutbürgerlichen Mittelstande angehörten), das Geschäft. Im Laden war eine große Anzahl kaufendes Publikum anwesend. Es hatte den Anschein, daß die Leute zum Teil demonstrativ den Laden betraten, um hierdurch zu dokumentieren, daß sie mit dem Vorgehen nicht einverstanden sind.
Bei der Betriebsführung wurde festgestellt, daß sich die DAF bereits mit der Sache befaßt. Die Wiedereinstellung des Hausburschen ist zu erwarten. Die erregten Personen wurden hierauf von einigen Beamten der Dienststelle aufgeklärt, die Ansammlung unter Hinzuziehung von 2 uniformierten Polizeibeamten zerstreut. Vor Geschäftsschluß herrschte wieder das gewohnte Straßenbild, was besonders dadurch erreicht wurde, daß der Stürmerverkäufer aufgefordert wurde, seinen Platz vor dem Geschäft zu räumen. Zu sonstigen Zwischenfällen ist es nicht gekommen.