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Chronik und Quellen
1935
Januar 1935

Bericht der SA-Führung

Am 22. Februar 1935 gab der Oberste SA-Führer, Stabsabteilung, folgenden Bericht für den Zeitraum 16. bis 31. Januar 1935 ab:

Für die im vorigen Bericht unter ''Katholischer Bewegung'' erwähnte Flugblattverteilung einer Rede des Kardinal Faulhaber kommen als Täter lediglich Juden in Frage.

Die antisemitischen Ausschreitungen, die ihre Ursache in der wirtschaftlichen Erstarkung des Judentums und seiner erhöhten Aktivität in der Öffentlichkeit haben, halten an.

Besonders eifrige Tätigkeit der Zionisten in Ortsgruppenversammlungen, um dadurch für ihre Ziele zu werben und ihre Mitglieder im Sinne des Zionismus zu erziehen, also für die Idee der Übersiedelung nach Palästina zu gewinnen.

Zu diesem Zweck besucht Dr. Traub, Dozent an der ''freien jüdischen Hochschule (e.V.)'' in Berlin, die größeren Ortsgruppen Westdeutschlands und schildert seine Eindrücke einer Palästinareise.

Er hob die angeblichen enormen Leistungen der jüdischen Arbeiter (!?) hervor. Mangel bestehe an gelernten Handwerkern. Dafür hätten sich Schädlinge, die aus egoistischen Motiven Bodenspekulation betrieben unangenehm bemerkbar gemacht!!!

Die starken Meinungsverschiedenheiten über die Frage, wie das Schicksal der Juden in Zukunft zu gestalten sei, (auf der einen Seite die Zionisten, die für Palästina sind, auf der anderen Seite die Zentralvereinler , die in Deutschland bleiben wollen) haben bereits zu heftigen Auseinandersetzungen geführt; nach außen wird zwar ein wiederhergestellter Friede vorgetäuscht, es werden aber aus diesen jüdisch-politischen Ursachen immer wieder gehässige, gegenseitige Angriffe hervorgerufen. Die Zentralvereinler, werden auch unter dem Begriff ''Assimilanten '' zusammengefaßt, wobei der Ausdruck gebracht wird [sic], daß sie sich ''den Verhältnissen anpassen'' wollen.

Einer ihrer Redner führte auf einer Mitgliederversammlung in Königsberg i.Pr. aus: Die Erhaltung von Lebensraum für die deutschen Juden sei von besonderer Wichtigkeit. Die Staatsjuden wollten keine Propaganda betreiben, sondern das große von der Regierung begonnene Werk unterstützen sofern dem tüchtigen, jüdischen Kaufmann hierzu Gelegenheit gegeben werde. Er entrüstete sich über das Erscheinen und die Verbreitung des ''Stürmer '', der falsche Gerüchte bringe und versuche, die Juden in ihrer Ehre zu kränken.

Ferner teilte der Redner mit, daß der CV erfolgreiche Vorstellungen wegen Widerrufs der Einbürgerung erhoben hätte. Hierzu stellte er die unglaubliche Behauptung auf, alle nach 1918 eingewanderten Ostjuden hätten Deutschland nicht geschadet sondern für Deutschland gearbeitet.

In Frankfurt/M. fand die Gründungsjahrfeier des ''Reichsverbandes nichtarischer Christen e.V. '' statt, an der etwa 180 Personen teilnahmen. Der Vorsitzende, ein Dr. Heymann erklärte den Zweck des Verbandes dahin, einen Zusammenschluß einer von einem ungeheuren Schicksal betroffenen Menschheit zu schaffen mit dem Ziel, der Wiedereingliederung aller deutsch denkenden und fühlenden Nichtarier in die Gemeinschaft der deutschen Volksgenossen. Von den Juden trenne die christlichen Nichtarier das Bekenntnis, vom Nationalsozialismus die Rasse. In Deutschland wären etwa 300.000 Nichtarier ansässig.

Bei der Gründungsversammlung wollte auch ein im evangelischen Pfarrernotbund führend tätiger Kirchenrat sprechen über ''den Kampf um die Freiheit in der ersten Christengemeinde''. Man beabsichtigte also, auch diese durch die staatliche Gesetzgebung an ihrem Lebensnerv getroffenen Existenzen für den Kirchenkampf einzusetzen. Die Absicht wurde vereitelt, da der Vortrag behördlich nicht genehmigt wurde, weshalb der Herr Kirchenrat es vorzog, gar nicht erst zu erscheinen.

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