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Chronik und Quellen
1935
Januar 1935

Bericht aus Speyer

Am 9. Februar 1935 erstattete der Regierungspräsident Pfalz in Speyer folgenden „Lagebericht“ für Januar 1935:

In den letzten Wochen wurden in jüdischen Kreisen wiederholt Versuche gemacht, eine Milderung des Betätigungsverbotes für jüdische Vereine zu erreichen.

In Speyer macht sich die jüdische Jugendbewegung sehr bemerkbar. Unter Führung des Religionslehrers Marx finden seit einiger Zeit regelmäßige Zusammenkünfte statt. Es werden abwechselnd Turnstunden und Elternabende mit Vorträgen für die Jugend abgehalten. Als Ziel der jüdischen Jugendbewegung wird ''die Bewahrung der Jugend vor Lethargie und Vereinsamung gegenüber der deutschen Jugendbewegung'' angegeben.

Die jüdischen Firmen Schweriner & Co. und H. Fleischmann in Kaiserslautern hatten am Jahrestag der nationalen Erhebung (30.1.1935) schwarz weiß rot geflaggt. Sie wurden von der Polizei im Benehmen mit der NSDAP Kreisleitung veranlaßt, die Fahnen wieder einzuziehen. (…)

Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Albisheim (Bez. A. Kirchheimbolanden) hat seinen Rücktritt vom Amt erklärt. Es war ihm vorgehalten worden, daß er mit Juden Geschäftsumgang habe, seine eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse an Juden verkaufe und mit jüdischen Firmen Bankgeschäfte betreibe. Der Bürgermeister gab dies zu und erklärte, seine geschäftlichen Beziehungen in dieser Richtung nicht aufgeben zu wollen.

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