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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Tod durch Pogrom?

Undatierter Brief einer „Else“ aus Marköbel im Main-Kinzig-Kreis an „Tante Käte“; sie deutet an, ihr Vater sei - vielleicht infolge des Pogroms - gestorben, und bittet um Hilfe bei der Suche nach einer Auswanderungsmöglichkeit:

Meine Lieben!

Ich will mich aufraffen, um Euch einige Zeilen zu schreiben. Wir freuten uns mit Eurer Post. Wir sind heute von der Schiwo aufgestanden, und könnt Ihr Euch denken, wie es bei uns ist. Heute Mittag kamen Tante Olga und Onkel Jacob und sind diese heute Abend wieder weg. Wir haben viel zu sprechen und zu regeln. Wenn Du, hebe Tante Käte, hier wärest, könntest Du uns bei vielem behilflich sein, aber es ist leider G"ttes nichts daran zu ändern. Hast Du nicht irgendwelche Bekannten in der Schweiz oder in Holland oder in England, die mich als Hausangestellte anfordern würden, bis meine Nummer (19113) drankommt. Ich würde gerne für mein Essen arbeiten. Bemühe Dich bitte sofort darum. Vielleicht kann ich es Dir auch einmal danken. Sobald liebe Mama ihre Sachen geregelt hat, zieht sie mit den A.s zusammen nach X., damit liebe Mama nicht so allein hier ist. Bei B.s kann ich bleiben, bis sie Weggehen, sind sehr nette Leute. Herr B. war sogar hier und hat uns besucht. D.s wohnen in X., kommen oft mit B. s. Der lieben Tante geht es den Umständen nach ganz anständig.

Ich weiß jetzt nichts mehr zu schreiben als viele herzliche

Grüße und Küsse von Eurer
Else

Mittwoch, so G"tt will, gehe [ich] wieder nach X.

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