Bericht aus Köln und Düsseldorf
Sammelbericht von Moritz Heimann, Antwerpen, über Beobachtungen und Erlebnisse in Köln und Düsseldorf:
Köln: Bei den „Juden-Unruhen“ wurde auch das Geschäft der großen Porzellanhandlung MARCAN demoliert. Die bedeutenden Lager in feinstem Luxusporzellan wurden restlos klein geschlagen. Zum „Unglück“ war das Lager Eigentum einer Schweizer Firma und in der Schweiz versichert. Es verlautet, dass die Schweizer Versicherungsgesellschaft bereits Klage gegen das Reich angestrengt hat, der Schaden wird mit RM 750000.- beziffert.
Eine Reisegesellschaft von Auslandsdeutschen war in einem Kölner Hotel abgestiegen, darunter befand sich auch ein Herr mitjüdisch klingendem Namen. Nachts wurde er - nach heftigem Klopfen - ersucht: „Kriminalpolizei, sofort öffnen!“ - Er glaubte an einen Witz eines Mitreisenden und antwortete mit einem „deutschen Gruß“. Darauf der Beamte: „Ich zähle bis drei, dann treten wir die Türe ein, für den Schaden haben Sie aufzukommen!“
Zwei SS in Uniform, zwei Beamte in Zivil. Trotz unverdächtiger „arischer“ Papiere noch polterndes Verhör. Worauf ein Zimmernachbar erscheint und um Nachtruhe bittet. „Halten Sie den Mund, sonst lernen Sie mal ein KZ kennen!“ Der Herr legitimiert sich als Untertan seiner britischen Majestät..., ein vierfaches „Heil Hitler“, und fort sind vier Gestapo-Beamte, in ein anderes Hotel.
Ein arischer Industrieller Düsseldorfs hat (November 1938) einen neuen Reisepass beantragt. Bei der Auslieferung musste er auf dem Passbüro einen Revers unterschreiben:
„Ich verpflichte mich, auf Auslandsreisen niemals mit einem Angehörigen der deutschen Emigration in Verbindung zu treten. Ich bin darauf hingewiesen worden, dass ich mich durch Zuwiderhandlung strafbar mache, ebenso dadurch, dass ich das Stillschweigen über diesen Verpflichtungsschein verletze.“
Ein höherer SS-Beamter hat Freunden gegenüber geäußert: Der Mangel an Arbeitskräften erlaubt uns nicht, produktiv untätige Bürger zu füttern. Es ist ein Arbeitsgesetz in Vorbereitung, das auch einen jüdischen Arbeitsdienst vorsieht. Alle Juden, die nicht sofort auswandern, werden davon betroffen. Voraussichtlich wird das neue Gesetz spätestens zum 1. April 1939 in Kraft treten.
Einer arisierten Kölner Firma wurde vom Oberbürgermeister1 mitgeteilt, dass die Steuerverwaltung den entsprechenden Auszug aus dem Handelsregister verlangt, „damit Sie aus der Liste der jüdischen Geschäfte gestrichen werden können ...“
Gesch. Nr. Ju/Ka... „Ju/Ka“ heißt: Juden-Kartothek