Berichte über Haft in Dachau
Zusammenfassung der Berichte haftentlassener Kölner über ihre Erlebnisse im Konzentrationslager Dachau:
29. November 1938
In Köln hat man nunmehr weitere 30 Männer freigelassen, durchschnittlich im Alter zwischen 40 bis 45 Jahren. Alle diese Herren haben unterschrieben, dass sie bis zum 29. Dezember 1938 Deutschland verlassen müssen. Sie sind durch ein Gesuch freigekommen. Einige der freigelassenen Herren sprach ich persönlich. Die Herren kamen aus Dachau.
Nach Aussage des Herrn A. sind dort keine Misshandlungen vorgekommen. Man beschäftigte die Leute dort hauptsächlich mit Marsch- und turnerischen Übungen. Das Essen war reichlich, und persönliche Beleidigungen sind ebenfalls nach Aussage dieses Herrn nicht vorgekommen. Der Vorgesetzte war der Stubenälteste, ein ehemaliger Kommunist, der das Kommando über sämtliche jüdische Herren in einem so genannten Block, bestehend aus vier Baracken, hatte. In den ersten Tagen sind die Leute zum Teil in viel zu dünner Kleidung herumgelaufen, da viele Leute nachts bei der Verhaftung aus den Betten geholt wurden und in Pyjamas und Nachthemden in Dachau eingeliefert wurden. - Die Entfernung Köln-München beträgt im Schnellzug schon ca. sieben Stunden. Es ist aber nicht anzunehmen, dass diese Transporte mit dem Schnellzug erfolgten, sodass man sich die Strapazen einer derartig langen Fahrt in völlig unzureichender Kleidung vorstellen kann. Die Abrechnung des Geldes ist nach Angabe von Herrn A. vollkommen korrekt erfolgt.