Bericht aus Düsseldorf
Herr Frank, Düsseldorf, berichtet nach dem 18. November über das Schicksal der Düsseldorfer Rabbiner, sechs Todesfälle im Zusammenhang mit dem Pogrom, die Zerstörung und Plünderung der Wohnungen, die Lebensmittelversorgung und die Verhaftungen in Düsseldorf sowie über die Zerstörung der Synagoge, des Waisenhauses und von Privathäusern in Dinslaken:
Rabbiner Eschelbacher wurde aus seiner Wohnung - die vollkommen demoliert wurde - geholt und verhaftet. Frau Dr. E. wollte ihren Gatten begleiten, hat dies aber nicht getan, nachdem sie erfuhr, dass sie nicht mit ihm in der gleichen Zelle bleiben konnte. Rabbiner E. soll im Gefängnis einen Nervenzusammenbruch gehabt haben, wovon aber seine Gattin nichts weiß. Es soll ihm jetzt gut gehen.
Bei Rabbiner Klein muss es furchtbar hergegangen sein, die Wohnung ist vollkommen demoliert. Es steht fest, dass er misshandelt wurde, darüber sind jedoch keine Einzelheiten bekannt. Seine Frau wurde ebenfalls misshandelt. Beide wurden verhaftet, ebenfalls ihr Sohn von 13 Jahren und ein Pensionär in ungefähr demselben Alter. Die Frau und die beiden Kinder wurden aber am Freitag wieder freigelassen.
Der Berichterstatter hat selbst sechs Personen - fünf Männer und eine Frau - beerdigt. Diese Todesfälle stehen im engsten Zusammenhang mit den Pogromen. Der Berichterstatter war durch nichts zu bewegen, die Namen der Todesopfer und die Todesursache mitzuteilen. Er teilte lediglich mit, dass ein Mann in seinem Zimmer erstickt ist, nachdem die Betten angezündet waren.
Der Berichterstatter konnte auch keine schätzungsweise Angabe über die Zahl der demolierten Wohnungen machen. Er teilte aber mit, dass kaum eine Wohnung verschont blieb, u. a. die des Kantors der Gemeinde A., der aber schwer kriegsbeschädigt ist. - Es ist in sehr vielen Wohnungen während und nach der Zerstörung gestohlen und geplündert worden; und zwar nicht nur Wertgegenstände wie Schmuck, Gold usw., sondern auch Leibwäsche, Leinen usw.
Bis zum Freitag, dem 18. November, konnten Juden noch in vielen Geschäften Lebensmittel kaufen, sodass von einer direkten Lebensmittelnot nicht die Rede sein kann. Auch arbeitet das Wohlfahrtsamt der Synagogengemeinde, in der die Damen Frau Dr. Eschelbacher und Fräulein Levisohn tätig sind.
In Dinslaken wurden nicht nur die Synagoge, sondern auch Privathäuser verbrannt. Dort wurden die Kinder nachts aus dem Waisenhaus geholt und in einen Schulraum geführt. Nachdem das Waisenhaus vollkommen demoliert war, wurden die Kinder wieder hineingeführt.
Auch über die Zahl der Verhafteten in Düsseldorf konnte der Berichterstatter keine Angaben machen, es handelt sich aber um eine sehr große Anzahl. Die jüngeren der Verhafteten sollen nach Dachau gebracht worden sein. Die Übrigen befinden sich zu etwa je zehn in einer Zelle. Es soll ihnen gestattet sein, dass sie sich selbst verpflegen, auch können sie Karten spielen.