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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht über Pogrom in Berlin

Augenzeugenbericht von Dr. Curt Meyer, Amsterdam, über die Zerstörung von Geschäften zwischen Bahnhof Zoo und Kurfürstendamm und über die Inhaftierung seiner Verwandten im KZ Sachsenhausen:

Ich habe mich bei einem Spaziergang gegen Bahnhof Zoo -Kurfürstendamm am 10. November mittags davon überzeugt, dass in keinem jüdischen Geschäft auch nur eine Fensterscheibe oder ein Ausstell-Glaslcasten heil geblieben ist.

Man sah z. B. in Etagengeschäften, auch in einer Konditorei, deren Fensterscheiben schon zerschlagen waren, dass später gekommene Scharen junger Burschen mit Hämmern und anderen Werkzeugen Mobiliar und Inventar zerstörten. Ich sah, dass z.B. infolge dieses Zerstörungswerkes aus einem Etagengeschäft eine lebensgroße Modepuppe auf die Straße fiel. Auf den Straßen drängte sich die Menge, die schweigend, ohne die oft erwähnte „Wut“, neugierig die Exzesse beobachtete.

Mein Bruder und Neffe sind verhaftet und nach dem Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg überführt worden, wo sie bis jetzt angeblich nichts zu leiden haben.

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