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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht über Verhaftung des Ehemanns

Eine „arische“ Ehefrau berichtet am 1. Dezember 1938 über die Verhaftung ihres jüdischen Mannes am 10. November 1938:

1. Dezember 1938

Ich ging am Donnerstag, dem 10. November, mittags mit meinem Mann die A.-Straße in Z. herunter nach meiner Wohnung zu. Unterwegs wollte ich noch etwas besorgen und ging in ein Delikatessengeschäft, während mein Mann draußen wartete. Als ich wiederkam, war mein Mann verschwunden. Auf der Straße hörte ich, dass Gestapo in der Zwischenzeit alle passierenden Leute angehalten hat, mit der Frage: „Jude oder Nichtjude?“ Die Juden wurden mitgenommen und sofort auf Lastwagen verladen. Ich habe noch gesehen, dass Patrouillen an den Haltestellen der Elektrischen standen und die Aussteigenden erwarteten. Auf Nachfrage erhielt ich bei der Polizei die Auskunft, dass diese mit der Sache nichts zu tun habe. Trotzdem war ich wiederholt dort und erhielt, als ich sagte, dass ich Arierin sei, den so genannten „Arierbeweis“. Mit diesem ging ich zur Gestapo, wo ich von einem jungen Burschen mit den Worten abgefertigt wurde: „Wenn du Schwein dich mit einem Juden einlässt, so hast du die Folgen zu tragen. Du wirst schon eine Postkarte bekommen und hören, wo dein Mann ist.“ Auf die Frage: „Kann ich meinem Mann nicht Wäsche schicken?“ bekam ich die Antwort: „Ich habe ja gesagt, was los ist, wenn du noch Redensarten machst, wirst du selbst eingesteckt.“ Nach tagelangen fruchtlosen Versuchen, etwas zu erfahren, habe ich dann gehört, dass es nur einen Weg gäbe, bei der Gestapo Ermittlungen durchzudrücken, wenn man Ausreisepapiere von Konsulaten vorweisen kann. Zu diesem Zweck habe ich effektiv ein Schreiben des peruanischen Konsuls bekommen, dass gegen die Einreise unter bestimmten Bedingungen nichts einzuwenden ist.

Rechtsanwalt Friedländer aus Breslau (Frau Arierin) ist auf gleiche Weise verschwunden wie obiger Herr; ebenso Rechtsanwalt Eilenburg. Justizrat Eilenburg (Bruder vom Rechtsanwalt), Frau auch Arierin, wurde ebenfalls verhaftet. Nach einigen Tagen erhielt die Frau die Mitteilung, dass sie gegen Zahlung eines bestimmten Betrages die Urne abholen könne.

Frau B., deren Mann ebenfalls in der Haft gestorben ist, hat bei der Gestapo in ihrer Verzweiflung eine Szene gemacht: „Und wenn ich 1000-mal eingesperrt oder totgeschlagen werde, ich muss es sagen: Ihr seid die schlimmsten Halunken, die es je gegeben hat.“ Man drohte ihr mit Verhaftung, hat sie dann aber nur rausgeworfen.

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