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Chronik und Quellen
1934
Dezember 1934

Bericht aus Rotenburg

Der Landrat des Kreises Rotenburg erstattet am 22. Dezember 1934 folgenden Bericht für November/Dezember 1934:

Angstkäufe und Preissteigerungen sind in den letzten Wochen nicht mehr beobachtet worden. Zur Zeit schweben Ermittlungen bei einem Juden in Bebra, der ein Manufakturwarengeschäft unterhält, ob er sich über seinen voraussichtlichen Bedarf hinaus mit Textilwaren eingedeckt hat. Bemerkenswert ist dabei, daß der Jude behauptet, daß nach dem Zurückgehen seines Geschäftes im Jahre 1933 dieses jetzt wieder einen bedeutenden Aufschwung genommen habe, so daß die Einkäufe seinen Geschäftsbedürfnissen entsprechen. Der jüdische Kaufmann wagt heute wieder, in einer amtlichen Vernehmung zu erklären, daß es sich bei seinem Geschäft um ein altes, gut geführtes Geschäft handele. Das klingt fast wie ein Triumpf [sic], denn der Jude sagt indirekt damit, daß an seiner Kundschaft die nationalsozialistische, bewußt völkische Erziehung wirkungslos vorübergegangen ist, so daß er seinen Warenbestand wieder erhöhen kann. Die Tatsache, daß wieder mehr bei Juden gekauft wird, habe ich wiederholt in politischen Lageberichten unterstrichen.

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