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Chronik und Quellen
1934
August 1934

Bericht aus Würzburg

Am 6. September 1934 erstattet der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg seinen Bericht für den Monat August:

Allgemeine Übersicht über die innenpolitische Entwicklung

Die innenpolitische Lage war im Monat August durch die beiden großen Ereignisse, den Tod des Herrn Reichspräsidenten und die Volksabstimmung vom 19.8.34, beeinflußt. Die ungeheure Anteilnahme des gesamten deutschen Volkes am Tode des Herrn Reichspräsidenten war auch im Reg. Bez. festzustellen. Die unverständliche Haltung vereinzelter Geistlicher, die das Trauergeläute erst anordneten, nachdem die Weisung des Bischöfl. Ordinariats Würzburg in den Tageszeitungen veröffentlicht war, erregte lebhaftes Mißfallen der Bevölkerung.

Das Ergebnis der Volksabstimmung war entsprechend der wahren Stimmung in der Bevölkerung ein überzeugender Beweis des Vertrauens für den Führer. Der Ausgang wurde mit Begeisterung und Befriedigung aufgenommen.

Über die Neinstimmen herrschte allenthalben große Empörung. Im wesentlichen werden die Gegner vermutet in der Judenschaft, von der jedoch nach Berichten einzelner Ämter viele Mitglieder offen mit ''Ja'' gestimmt haben, in kirchlichen Kreisen und allgemein politisch unzufriedenen Elementen. Ursache für viele Neinstimmen sind auch persönliche Differenzen in einzelnen Ortschaften, Unzufriedenheit in bäuerlichen Kreisen über die Absatzregelung in der Milch-, Eier- und Obstwirtschaft und vereinzelt auch Ablehnung gegen die Erbhofgesetzgebung. [...]

Juden, Freimaurer

Die Juden suchen durch ruhiges Verhalten ihre Stellung zu verbessern. Im Handel und Gewerbe suchen sie durch Gewährung guter Preise sich Vertrauen zu erwerben. Es wird die Meinung vertreten, daß man im Viehhandel auf die Juden nicht ganz werde verzichten können.

Am 29.7.34 führten 20-30 Frankfurter Juden mit Personenkraftwagen nach Maßgabe einer Fahreranweisung und unter Verwendung von Generalstabskarten eine Veranstaltung im Spessart durch, von der vermutet wird, daß sie einer Geländeübung sehr nahe kommt. Der Oberforstverwalter Vollmer auf Forsthaus Sylvan, BA Marktheidenfeld, konnte eine Fahreranweisung in die Hände bekommen. Auf seine Veranlassung wurde die Kreisleitung und die SA Dienststelle von den Vorgängen verständigt. Das Bezirksamt Marktheidenfeld wurde von den Vorgängen nicht in Kenntnis gesetzt. Dies ist um so bedauerlicher, als sämtliche Beteiligte in dem Gasthaus zum Adler in Stadtprozelten, wo nach Abschluß der Übung eine Zusammenkunft stattfand, hätten verhaftet werden können. Die Namen von einigen Teilnehmern konnten ermittelt werden; die Erhebungen sind noch nicht abgeschlossen.

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