Bericht aus Karlsruhe
Das Gestapa für das Land Baden berichtet am 31. August 1934 aus Karlsruhe:
Juden und Freimaurer
Die Freimaurer sind im Berichtszeitraum nicht in Erscheinung getreten. Nach den vorliegenden Nachrichten sind alle Logen, soweit sie nicht wie der Bnai Brith-Orden (Odd-Fellow-Logen) einen rein jüdischen Mitgliederbestand aufweisen, bestrebt, sich der Zeitlage anzupassen und ihre Organisationen unter möglichst günstiger Liquidierung des Vermögens zur Auflösung zu bringen. Die sogenannte Logenarbeit soll in den altpreußischen Logen nur noch sehr unregelmäßig stattfinden. Der sogenannte Druiden-Orden macht allerdings wieder Versuche, ausgeschiedene Mitglieder anzulocken mit dem Hinweis darauf, daß eine Anerkennung durch die NSDAP zu erwarten sei. Diese Logen sind jedoch zahlenmäßig ohne Bedeutung.
Was die Juden angeht, so wurde den jüdischen Organisationen die Anmeldung wichtigerer Veranstaltungen beim Geh. Staatspolizeiamt und seinen Zweigstellen zur Auflage gemacht. Aufgefallen ist das Auftreten uniformierter jüdischer Pfadfinder, die in Strümpfelbrunn eine Art Schulungslager abhielten und sowohl durch die Uniform wie durch das geschlossene Auftreten und die hebräische Kommandosprache eine erhebliche Erregung in der Bevölkerung auslösten. Ein Uniformverbot erscheint hier am Platze. Nach den Mitteilungen einer in Baden führenden Persönlichkeit der zionistischen Vereinigung ist eine nennenswerte Anzahl jüdischer Intellektueller seit der nationalsozialistischen Erhebung nach Palästina abgewandert, die dort in kaufmännischen oder gewerblichen Berufen tätig sind. Als Hauptvertreter des Assimilationsjudentums gilt im Lande Baden nicht mehr wie früher der CV , sondern der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten , der ein wohlorganisiertes Netz von Ortsgruppen im Lande hat und bestrebt ist, durch Sportgruppen den jüdischen Nachwuchs zu erfassen.