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Chronik und Quellen
1940
August 1940

Häftlingstransport nach Auschwitz

Ein Bericht vom August 1940 hält die Eindrücke eines frühen Häftlingstransports nach Auschwitz fest:

Am 15. August 1940 früh morgens wurde in Warszawa ein Transport in Güterwagen eingeladen. Es war ein sehr heißer Tag. Die Güterwagen waren dicht verschlossen und alle, auch die kleinsten Öffnungen, verstopft und vernagelt. Eng zusammengepfercht, zerschlagen und halb erstickt warteten die Häftlinge in der Hitze viele Stunden auf die Abfahrt. Kein Tropfen Wasser. In den Waggons befand sich überhaupt nichts. Schon an diesem ersten Tag waren die Häftlinge halb ohnmächtig von der unerträglichen Hitze und vor Durst. Sie hatten Brot ... Aber keinen Tropfen Wasser. Ebenso kein bisschen frische Luft, keinen Luftzug.

Nach zehn bis zwölf Stunden Wartezeit setzte sich der Zug endlich in Bewegung. ...

Im Waggon war die Luft erstickend von den zusammengedrängten schweißigen Körpern. Aus Mangel an irgendeinem anderen Gefäß verrichteten die Leute ihre Notdurft einfach auf den Fußböden des Waggons. ...

Über tausendsiebenhundert transportierte Menschen waren durch die letzten Erlebnisse, durch Mangel an Schlaf und die ungeheuerlichen Verhältnisse der Fahrt vollkommen ausgepumpt. Die schlechte Luft im Waggon, verunreinigt, so dass sie fast dick war, wirkte erstickend. Die Kühle der Nacht verminderte zwar den Durst, löschte ihn aber nicht. Mit Resignation wartete man, was weiter kommen wird.

Plötzlich, inmitten der uns umgebenden Stille, ließen sich Stimmen und Schritte hören, die sich uns schnell näherten und auch bis zu unserem Waggon kamen. ... Bevor wir im Stande waren, uns etwas in der Lage zurechtzufinden, wurden die Waggontüren mit Krach aufgeriegelt und geöffnet. Es zeigten sich SS-Männer, die mit unmenschlichem Geschrei und ordinären Flüchen den Befehl gaben, die Waggons zu verlassen. ... Halb angezogen, so wie jeder stand, und das, was sich am nächsten befand, ergreifend sprangen alle auf den Bahnsteig. Kleidungsstücke sowie eigene Sachen ... blieben zurück. Noch im Sprung, bevor er mit den Beinen den Boden berührte, erhielt jeder Schläge mit der Faust, mit einem Knüppel, mit dem Kolben, mit dem Gewehr oder mit dem Stiefel. Viele fielen sofort zu Boden ... Diejenigen, die nicht umfielen oder die sich schnell wieder vom Boden erheben konnten, wurden im Laufschritt zu Reihen getrieben, die auf dem nahegelegenen Weg formiert wurden. Die Kolonne wurde in Zehnerreihen aufgestellt.“

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