Bericht aus Ansbach

Am 9. August 1934 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken in Ansbach seinen Bericht für den Monat Juli:

Juden, Freimaurer

Eine gewisse Verminderung der Juden macht sich namentlich in Mittelfranken bemerkbar, wozu nicht wenig die in allen Orten angebrachten Tafeln mit der Aufschrift ''Juden sind hier unerwünscht'' und ähnl. beitragen. Manche Landwirte glauben allerdings, daß bei dem jetzigen Tiefstand der Viehpreise durch die Beziehung der jüdischen Händler, die früher fast den ganzen Viehhandel in der Hand hatten, jetzt aber größtenteils ausgeschaltet sind, bessere Preise erzielt werden können.

In Gunzenhausen wurden von einem früheren SA Obersturmführer Bär unter Beihilfe von anscheinend 2 Genossen ein jüdischer Gastwirt und sein Sohn niedergeschossen. Bär war mit verschiedenen anderen Beteiligten infolge der Judenunruhen am Palmsonntag in Gunzenhausen vom Landgericht Ansbach wegen Landfriedensbruchs verurteilt worden und hat die Tat anscheinend aus Rache verübt. Das Strafverfahren ist noch im Gang.

Durch die Briefkontrolle wurde vom Bezirksamt Bamberg die Entschl. der Zionistischen Vereinigung Deutschlands vom 25.7.1934 bekannt, in der es u.a. heißt: ''Die Ortsgruppe Düsseldorf des RJF beobachtet mit steigender Sorge die innerjüdische Entwicklung im deutschen Judentum seit dem Schicksalsjahre 1933. Mit tiefster Enttäuschung mußte sie feststellen, daß die Einheit eines historischen Erlebens von elementarster Wucht nicht eine Einheit des Empfindens und des Handelns zu erzeugen vermochte; daß vielmehr alte, in der Wirklichkeit des Lebens nicht mehr vorhandene Gegensätze herausgestellt, künstlich vergröbert und zum Rüstzeug einer neuen Ideologie gemacht wurden.

Es geht nicht an, daß innerhalb des deutschen Judentums neue Gräben aufgeworfen, neue Klüfte aufgerissen werden.

Ein einiges Band muß alle Menschen in Deutschland umschlingen, die den stolzen Namen Jude tragen. Einer der Vorkämpfer für diese Einheit muß der RJF werden. Er muß daher das gesamte jüdische Sammelbecken aller jüdischen Frontsoldaten werden.''