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Chronik und Quellen
1934
Juli 1934

Die Gestapo Wesermünde berichtet

Am 4. August 1934 erstattet die Gestapo Wesermünde für den Regierungsbezirk Stade folgenden Bericht für den Monat Juli:

Juden und Freimaurer

Die jüdischen Vereine entfalten in letzter Zeit eine etwas regere Tätigkeit. Die Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten hält regelmäßig ihre Übungen ab. Die stattgefundenen Versammlungen von jüdischen Vereinen sind von hier überwacht worden. Grund zu einem polizeilichen Einschreiten hat sich dabei bisher nicht ergeben.

Erwähnenswert ist noch, daß auf einer Versammlung der Synagogengemeinde Fräulein Jetta Mamlock aus Wesermünde einen Bericht erstattet hat über ihren Aufenthalt auf einem jüdischen Lehrgut bei Riga. Sie ist dort als Wirtschafterin gewesen. Nach ihren Darstellungen handelt es sich bei dem Lehrgut um ein Lager für sogenannte Pioniere , das heißt solche Juden, die nach Palästina auswandern wollen. Die jeweilige Belegung des Lagers beträgt 50 bis 60 Köpfe. Zum größten Teil sollen das deutsche Juden sein, die durch die Nationalsozialistische Revolution in Deutschland aus ihren Berufen gekommen sind und sich in Palästina eine neue Existenz schaffen wollen. Nach den Ausführungen der M. bleiben die Lagerinsassen etwa 1 Jahr auf dem Lehrgut, wo hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wird, und stellen dann bei dem Verband, dem sie angehören, den Antrag auf Ausstellung der Papiere , die sie zur Einwanderung und Niederlassung in Palästina berechtigen.

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