Die Gestapo Magdeburg berichtet
Am 15. August 1934erstattet die Gestapo Magdeburg folgenden „Lagebericht“ für den Monat Juli:
Allgemeines [...]
Nach wie vor haben starke Angstkäufe stattgefunden, da vielfach infolge der schlechten Ernte und des Rohstoffmangels mit einer Lebensmittelknappheit und allgemeinen Teuerung gerechnet wird. Zweifellos werden die Gerüchte über die schlechte Ernte und den Rohstoffmangel in stark übertriebener Form von interessierten Kreisen unter der Bevölkerung verbreitet, doch war es bisher leider nicht möglich, die Täter zu fassen. Gewisse Anzeichen deuten aber darauf hin, daß die herumreisenden Händler als Quelle dieser Gerüchte anzusprechen sind. So wird aus dem Landkreis Burg gemeldet, daß dort in auffällig starker Zahl Berliner Juden Textilien vertreiben und, wie bei einer plötzlichen Kontrolle festgestellt wurde, umfangreiche Bestellungen erhalten hatten. [...] Es dürfte zu empfehlen sein, die Ausstellung von Wandergewerbescheinen an Juden und ehemalige marxistische Funktionäre grundsätzlich zu untersagen, da gerade bei dieser Berufsausübung die beste Gelegenheit zu staatsfeindlicher Propaganda gegeben ist, ohne daß ein Zugreifen der Staatsbehörden rechtzeitig möglich ist. [...]
Juden und Freimaurer
Die Juden und Freimaurer haben nach wie vor größte Zurückhaltung gewahrt, sodaß zu einem staatspolizeilichen Eingreifen kein Anlaß vorgelegen hat.