Die Gestapo Erfurt berichtet
Am 7. August 1934 gibt die Gestapo Erfurt folgende „Gesamtübersicht über die politische und wirtschaftliche Lage“ für Juli 1934:
Juden und Freimaurer
In den letzten Wochen wurden die Vorstände sämtlicher hier erfaßten jüdischen Organisationen auf die Einhaltung der erlassenen Rundschreiben hingewiesen.
In Erfurt sind im ganzen 8 Organisationen festgestellt. Diese gliedern sich in nachstehende Gruppen:
1.) Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens ,
2.) Frauengruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens ,
3.) Reichsbund jüdischer Frontsoldaten ,
4.) Bezirksverband Südsachsen Thüringen , für jüdische Wohlfahrtspflege ,
5.) Zionistenvereinigung , Ortsgruppe Erfurt,
6.) den Zionisten angeschlossen: Jüdischer Jugend und Sportverein ,
7.) Verein Hechaluz (Deutsch Pionier), dem zionistischen Sportverein angeschlossen,
8.) Bund deutsch jüdischer Jugend .
Dieser Bund umfaßt 3 Abteilungen und zwar:
a) die jüdische Jugend von 8 12 Jahren,
b) die bündische Jugend,
c) die werktätige Sparte Jungen und Mädchen, die im Beruf stehen.
Die Mitglieder der einzelnen Organisationen erscheinen zu den zahlreich abgehaltenen Versammlungen fast immer vollzählig und folgen den Vorträgen mit großem Interesse.
Während die Zionisten und die ihnen angeschlossenen Gruppen für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina den Weg vorbereiten und sich auch offen dazu bekennen, vertreten die ''Deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens'' den Standpunkt, daß sie deutsche Staatsbürger seien und ihre Rechte wieder erkämpfen müßten. In einer der letzten Versammlungen zitierte ein Referent den Satz: ''Von außen (Ausland) wird schon wieder Hilfe kommen''.
Bei der Überwachung der jüdischen Veranstaltungen mußte die Feststellung gemacht werden, daß das Judentum in den letzten Wochen immer anmaßender geworden ist.