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Chronik und Quellen
1945
Januar 1945

Aufruf zur Disziplin

Benjamin Murmelstein ermahnt die Bevölkerung in Theresienstadt am 15. Januar 1945, die Disziplin und die geltenden Vorschriften einzuhalten:

Einige Einwohner von Theresienstadt haben in Übertretung der geltenden Vorschriften in das Siedlungsgebiet verbotene Waren, insbesondere Tabakerzeugnisse, eingeführt und im Tauschwege verhandelt. Die durchgeführten Untersuchungen haben bis jetzt über den Ursprung der verbotenen Gegenstände keine zureichende Erklärung gebracht. Da überdies auch der gebotene sparsame Gebrauch von Material, Strom und Brennstoffen gleichzeitig zu wiederholten Beanstandungen Anlaß gegeben hat, wird angeordnet:

1.) Bis zur restlosen Aufklärung der im Gange befindlichen Untersuchung wird der gesamte Betrieb der Freizeitgestaltung und des Kaffeehauses eingestellt.

2.) Die Gewährung von Zubußen aus unzustellbaren Paketen wird bis zur Aufklärung eingestellt.

3.) Alle elektrischen Kocher und Heizgeräte sind sofort bei strenger Bestrafung abzuliefern. Ausgenommen sind die für Betriebszwecke der Werkstätten und Gesundheitswesen unbedingt notwendigen Geräte.

4.) Das Ausgehverbot gilt mit sofortiger Wirksamkeit ab 20 Uhr. Das ungerechtfertigte Verweilen auf der Straße nach diesem Zeitpunkt wird bestraft.

Diese Verordnungen werden zur Kenntnis gebracht mit dem Bemerken, daß nur das strenge Einhalten aller geltenden Vorschriften, der restlose Einsatz aller Arbeitskräfte und der sparsame Umgang mit Material eine weitere Verschärfung verhüten können. Alle Einwohner des Siedlungsgebietes werden aufgefordert, das Ihrige dazu beizutragen, um die schwebende Untersuchung zu einem befriedigenden Ergebnis führen zu können, insbesondere in Bezug auf den Ursprung der in das Siedlungsgebiet geschmuggelten Rauchwaren.

Sollte diese Aufklärung bis Mittwoch den 17.1.1945,16 Uhr nicht möglich sein, sind als weitere Maßnahmen zu gewärtigen:

a) Lichtsperre,
b) Brennmaterialsperre,
c) zeitweiliger Lebensmittelentzug.

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