Menü
Chronik und Quellen
1945
März 1945

Berichte über Massenmorde

Edgar Kupfer-Koberwitz erfährt am 19. März 1945 von Juden, die aus Auschwitz nach Dachau deportiert werden, von den Massenmorden im Vernichtungslager:

Habe jetzt mit Juden gesprochen, die von Auschwitz kamen. - Es ist ungeheuerlich, was sie erzählen. - Im Lager waren alle Nationen von Juden vertreten - alle zum Tode verurteilt - Vor allem die, welche schwach wurden. Außerhalb des Lagers brannten 5 riesige Krematorien-Öfen - Täglich wurden 6000 Leichen verbrannt - In den 5 Monaten, die der eine jüdische Kamerad dort war, 600 000 - Es klingt unglaubhch, aber alle bestätigen es - Die Arbeitsunfähigen wurden immer wieder zu 1000 gesammelt, dann in das Bad geführt, mit Handtuch, versteht sich. - Dort spieen dann die Duschen Gas - später schluckte sie das Feuer. - Wenn zu viele andere für die Gaskammern waren, dann führte man sie an eine große Grube, ein Massengrab, und erschlug sie mit einer Eisenstange -Die Krematorien wurden von Juden bedient, die, nach einem Monat etwa ausgewechselt, auch verbrannt wurden (wie damals in Dachau) - Die jungen, arbeitsfähigen Juden bekamen ihre Nummer am linken Unterarm eintätowiert - Ich habe diese Tätowierungen [,..] gesehen -

Einem Juden ist es geglückt zu fliehen - Er soll in die Schweiz und dann nach England entkommen sein und dort die Tatsachen gemeldet haben; die dann von England aus verbreitet worden sein sollen-

- Das Lager hatte gewöhnlich 40-60 000 Insassen (sagte man mir). Als es geräumt wurde, wurden 15 000 Mann zu Fuß forttransportiert - Bei Nacht ging der Marsch. - russ. Flieger - Partisanen - Brot und Konserven wegwerfen - nicht erlaubt Wasser trinken

- Wer zusammenbrach, wurde erschossen, auch Wachmannschaften, die nicht weiterkonnten -

Später kamen sie, ein Teil, nach Groß-Rosen, von dort in offenen Waggonen, bei Schneetreiben und nur mit 1/3 Brot versehen auf die Reise, von Dienstag bis Sonntag - 120 Mann in einem Waggon - In den 2 geschlossenen Waggons, die dabei waren, starben gleich am ersten Tag 20 Personen - Als der Transport in Dachau ankam, 1500 Mann, hatten sie 300 Leichen. - Auf den Bahnhöfen, in den deutschen Städten, schüttelten viele Deutsche den Kopf, wenn sie die Menschen sahen, im offenen Waggon, im Schnee -Es berührt seltsam, wenn diese grausigen Dinge junge Menschen mit zarten, bleichen Kindergesichtern erzählen, Jünglinge, die erlebten, wie ihre Väter verbrannt wurden, und die nicht wissen, wo ihre Mutter und Geschwister sind, deren Häuser zerstört sind und deren Zukunft wie eine Wüste brach vor ihnen liegt - Manchmal möchte man heulen - Aber man schämt sich - So ein alter Dachauer! -Mainz soll gefallen sein.

Baum wird geladen...