Gedicht über jüdische Zwangsarbeiter
Otto Grünmandl dichtet im Februar/März 1945 über das Schicksal der „Mischlinge“, die in Rositz in Thüringen Zwangsarbeit leisten müssen:
Ich kenne ein Dorf im Thüringer Land,
bei Altenburg liegt’s und ist Rositz genannt.
Da stand einst ein Werk so mächtig und schön,
heut ist von der Schönheit nicht viel mehr zu sehen.
Die Bauten vernichtet, die Kessel verbeult,
die Schienen verbogen, die Masten verkeilt,
Wohin man nur schaut nur Dreck und Morast,
drum hab das Lied ich verfaßt.
Mein Rositz mein D. E. A. Werk
mit deinem stolzen Trümmerberg
auf deinen Schienen deinen Schwellen
und manch andren Arbeitsstellen
hat mich dein Gasgeruch entzückt.
Beim Ziegelklopfen und Schienen stopfen
hab ich mich oft und gern gedrückt.
Einst wurden dorthin viel Männer gebracht
die der Stadt schon viel Sorgen gemacht.
Aus Mischlingen setzt sich zusammen die Schar
und was sonst noch arisch nicht zimmerrein war.
Doktor, Beamte und Ähnliche mehr,
die nahm man ganz einfach als Hilfswerker her
und wurde dadurch auch die Wirtschaft gestört,
die Ruhe des Staates war es wert.
Man gab uns ein Lager mit Ausgangsverbot
sonst wäre im Reich die Tugend bedroht
und was man an Bosheit uns alles noch tut,
das raubt mir jedoch nicht den Humor und den Mut.
Wir wissen es kommt bald ganz bestimmt noch die Zeit,
da werden auch wir von der Dienstpflicht befreit.
Dann geht es zurück nach dem schönen Tirol,
dann singen wir zum Lebewohl.
Als endlich das Werk zur Not war geflickt,
da hat es der Feind aus den Lüften erblickt.
Die Fertigung lief 14 Tage erst kaum,
zwei Angriffe folgten und aus war der Traum.
Die Tanks wurden alle durch Brände entleert,
die Straßen und Schienen durch Trichter zerstört.
Jetzt stehen vor den Trümmern verdutzt alle Mann
und fangen von vorn wieder an.