Bitte um Entlassung aus der „Schutzhaft“
Hedwig Behr bittet das Reichssicherheitshauptamt am 11. Mai 1944, ihren jüdischen Ehemann Emil aus der „Schutzhaft“ zu entlassen:
Betrifft: Schutzhaftfall Emil Israel Behr, geb. 27.6.00 Leimersheim, wohnhaft Mannheim, B. 7.2.
Ich erlaube mir nachstehend folgendes vorzutragen:
Mein Mann, Emil Israel Behr, der sich seit dem 28. Februar 1944 in Schutzhaft befindet, erhielt am 8. Mai den Schutzhaftbefehl der Geheimen Staatspolizei (Staatspolizeiamt Berlin S. W. 11.) vom 30. April ds. Js. zur Unterschrift vorgelegt.
Hiernach wurde mein Mann in Schutzhaft genommen, weil er „entgegen der ihm erteilten Unterweisungen Klage gegen die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland angestrengt hat“.
Ich erlaube mir wiederholt, in Ergänzung meiner früheren Gesuche, zu betonen, daß mein Mann gutgläubig gehandelt hat, denn es ist ihm eine eindeutige Unterweisung, keine Klage zu erheben, seitens der Reichsvereinigung nicht erteilt worden. Mein Mann war der Überzeugung, daß es sich bei der Geltendmachung seiner Ansprüche aus dem Arbeitsvertrag mit der Reichsvereinigung um eine interne Angelegenheit handelte. Er war sich also des Verstoßes nicht bewußt und hatte noch viel weniger die Absicht, behördliche Anordnungen nicht zu befolgen. Er hat sich vielmehr von jeher in die für Juden bestehenden Verhältnisse eingeordnet, wie die Geheime Staatspolizei, Außendienststelle Mannheim auf Anfrage bestätigen kann. Da mein Mann bereits mehr als 70 Tage in Schutzhaft ist, bitte ich inständig, den Schutzhaftbefehl zu befristen und die Frist im Gnadenwege zu bemessen, daß mein Mann alsbald auf freien Fuß gesetzt werden kann.
Ich erlaube mir hinzuzufügen, daß der Arbeitgeber meines Mannes, Firma Otto Eil, in dessen Betrieb kriegswichtige Arbeiten ausgeführt werden, meinen Mann als Facharbeiter (Elektromonteur) dringend gebraucht und angefordert hat. Das Arbeitsamt Mannheim ist nicht in der Lage, der Firma eine andere Arbeitskraft zuzuweisen, wodurch dringendste Arbeiten nicht erledigt werden können.
Bemerken möchte ich noch, daß mein Mann nie Mitglied der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland war.