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Chronik und Quellen
1944
März 1944

März 1944

Am 4. März begann auf einer Breite von 1.100 km die sowjetische Frühjahrsoffensive, in deren Verlauf die deutschen Truppen aus der Ukraine verdrängt wurden. Der deutsche Rückzug an allen Frontabschnitten gestaltete sich aufgrund der einsetzenden Schlammperiode außerordentlich schwierig, so dass es den sowjetischen Truppen aufgrund ihres überraschend hohen Tempos gelang, Ende des Monats eine deutsche Panzerarmee bei Kamenz-Podolski einzukesseln. Am 28. März eroberte die Rote Armee die Stadt Nikolajew am Schwarzen Meer und verdrängte die deutschen Verbände damit aus der Südukraine.

Hitler, der das unbedingte Halten aller Stellungen forderte, machte die beiden Generalfeldmarschälle von Manstein und von Kleist für den Zusammenbruch verantwortlich. Nachdem ersterer am 25. März erneut versucht hatte, Hitler zum Rückzug im Osten zu bewegen, wurden beide Militärs am 30. März durch die Generalfeldmarschälle Walter Model und Ferdinand Schörner abgelöst.

Als Vergeltung für ein Sprengstoffattentat, dem 33 deutsche Polizisten in Rom zum Opfer gefallen waren, ließ SS-Obersturmbandführer Herbert Kappler am 24. März 335 unbeteiligte Geiseln als Vergeltung in den Ardeatinischen Höhlen durch Genickschuss ermorden. Hitler selbst hatte sogar 1.650 Opfer gefordert.

Nachdem die US-amerikanische Luftwaffe Berlin am 6., 8. und 9. März mit ihren „fliegenden Festungen“ angegriffen hatte, folgte am 25. des Monats mit einem Nachtangriff der britischen Luftflotte das letzte Bombardement der alliierten „Schlacht um Berlin“. Deren insgesamt 16 Angriffe hatten mehr als 6.000 Tote und fast 18.500 Schwerverletzte gefordert. In der weitgehend zerstörten Hauptstadt waren rund 1,5 Millionen Menschen obdachlos und nervlich zerrüttet, ohne dass das aber deren Durchhaltewillen nachhaltig gebrochen hätte.

Auch andere Städte standen nach wie vor im Fokus der alliierten Bomber: Frankfurt am Main wurde am 18. und 22. März von schweren Bombardements getroffen, die die Stadt in großen Teilen verwüsteten. Am 27. des Monats folgten schwere Angriffe auf Essen und Oberhausen; in der Nacht vom 30. auf den 31. März war schließlich Nürnberg das Angriffsziel.

Trotz zusammenbrechender Fronten und immer heftigerer Bombardements wurden im Reichsgebiet weiterhin sportliche Großereignisse veranstaltet. So wurden am 5. März in Sankt Anton am Arlberg die Deutschen Alpinen Skimeisterschaften beendet, drei Wochen später dann in Breslau die Deutschen Tischtennismeisterschaften ausgetragen.

Am 7. März begann im Reichsgebiet eine großangelegte Werbeaktion, mit der dem Mangel an Arbeitskräften begegnet werden sollte. Angehörige der NS-Frauenschaft zogen dabei von Haus zu Haus, um so - allerdings mit wenig Erfolg - Frauen für den Arbeitseinsatz zugewinnen. Trotz aller Appelle an deren „Pflichtgefühl“ reagierten die weitaus meisten Frauen ablehnend und unwillig.

Im Reichsgebiet wurde auch 1944 unverdrossen weitergesammelt. Die Haussammlung zum siebten „Opfersonntag“ des Winterhilfswerks erbrachte dabei am 12. März mit 64.740.672,70 Reichsmark nach offiziellen Angaben ein neues Rekordergebnis, das 12,8 Prozent über dem des Vorjahres lag.

Die „Heimatfront“ sah sich zugleich aber auch im immer schärferen Zugriff der NS-Erfüllungsgehilfen. Am 25. März kündigte Reichsjustizminister Thierack die „Ausrottung aller Elemente“ an, die den „Siegesglauben durch staatsfeindliche Reden und falsche Nachrichtenverbreitung zu untergraben versuchen“. Propagandaminister Goebbels seinerseits versuchte weiterhin, ungebrochenen Optimismus zu verbreiten. So wies er die von solcher Argumentation wohl überraschte Bevölkerung am 31. März mit Blick auf die aktuelle Bedrohungslage darauf hin, dass der Feind weit vor den Grenzen des Reiches stehe und die Situation somit weit weniger gefährlich sei als etwa 1933. Zugleich und im deutlichen Widerspruch zu solchen Äußerungen wurden die Eltern am Monatsende nochmals nachdrücklich dazu aufgefordert, der Kinderlandverschickung zuzustimmen und ihre Kinder aus den luftkriegsgefährdeten Städten evakuieren zu lassen.

Am 24. März veröffentlichte US-Präsident Roosevelt im Namen der Alliierten eine Erklärung zur Judenverfolgungen des NS-Regimes ab, in der er die systematische Menschenvernichtung als das schlimmste Verbrechen der Geschichte brandmarkte und eine unnachsichtige Bestrafung der Täter ankündigte. Zugleich forderte er die deutsche Bevölkerung – vergeblich – dazu auf, alles zu tun, um den Opfern zu helfen und „sie vor den nationalsozialistischen Henkern zu retten“.

 

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