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Chronik und Quellen
1944
Februar 1944

Februar 1944

Auch im Februar mussten die deutschen Truppen im Osten weiterhin und unter hohen Verlusten zurückweichen. Bereits am 2. griff die Rote Armee die deutsche Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein an und erobert Rowno und Luzk; am 8. Februar musste der Brückenkopf Nikopol aufgegeben werden. Am 17. starteten die seit dem 28. Januar östlich von Tscherkassy in der Ukraine eingekesselten Wehrmachtsverbände einen Ausbruch, den von Manstein angesichts der aussichtslosen militärischen Lage gegen die ausdrückliche anderslautende Weisung Hitlers angeordnet hatte. Dennoch feierte die NS-Propaganda die verzweifelte Aktion, die den Verlust von zwei Armeekorps bedeutete, umgehend als „Heldentat“ und als neuerlichen Beweis für die ungebrochene deutsche Kampfkraft. Die beteiligten Soldaten zeigten sich entsprechend überrascht, als sie von ihrem „großen Sieg“ lesen konnten.

In den besetzten Gebieten schürten die deutschen Besatzer hingegen weiterhin Angst und Schrecken. So wurden am 7. Februar als Vergeltung für die Ermordung des Chefs der Warschauer Gestapo durch polnische Widerstandskämpfer 100 polnische Geiseln exekutiert und in den Straßen Warschaus zur Abschreckung zur Schau gestellt.

Im Reichsgebiet tobte nach wie vor der Luftkrieg. Nach der Angriffsserie vom Januar erlebte Berlin in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar sein bislang schwerstes Bombardement, in dessen Rahmen mehr als 800 Bomber 2.643 Tonnen an Spreng- und Brandbomben abwarfen. Wenige Tage später begannen die Alliierten am 20. eine „Big Week“ genannte Luftoffensive gegen das Reichsgebiet, die die Zerstörung der deutschen Flugzeugindustrie und deren Zulieferer zum Ziel hatte. Rund 1.000 schwere viermotorige US-Bomber griffen - nahezu ungestört von deutscher Flugabwehr - in dieser Nacht Oschersleben, Brauschweig, Tutow, Hamburg und Posen, insbesondere aber den Raum um Leipzig an. Am 24. folgten zwei Angriffe auf die Kugellagerwerke in Schweinfurt. wiederum einen Tag später und in der darauffolgenden Nacht wurde Augsburg als Sitz der Messerschmidt-Werke bombardiert. Die deutsche Luftwaffe versuchte zu kontern und griff erstmals seit Mai 1941 - allerdings lediglich mit 187 Maschinen - wieder London an.

Wegen angeblicher „nachrichtendienstlicher Pannen“ wurde Admiral Wilhelm Canaris als Abwehrchef im Oberkommando der deutschen Wehrmacht am 12. Februar entlassen. Schon zwei Tage später wurde dann das gesamte deutsche Nachrichten- und Spionagewesen vereinigt und das zuvor vom Hitler-Kritiker Cannaris geleitete Amt „Abwehr“ der Wehrmacht dem mittlerweile als Reichsführer SS, Chef der deutschen Polizei und Reichsinnenminister amtierenden Heinrich Himmler unterstellt.

An der „Heimatfront“ wurden kritische Äußerungen immer schärfer geahndet und deren Folgen häufig zur Abschreckung publiziert. Am 9. Februar wurde beispielsweise ein 45-jähriger Mann vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, weil er – so hieß es in der Presse - „versucht hatte sich mit zersetzenden Gesprächen an Soldaten heranzumachen“.

Am 16. Februar rief Fritz Sauckel als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz im Deutschen Reich alle bislang nicht Arbeitspflichtigen zum „freiwilligen Ehrendienst in der deutschen Kriegswirtschaft“ auf, wobei er in erster Linie Pensionäre und Frauen als nunmehr tatsächlich letzter Arbeitskräftereserve im Auge hatte. Dabei führte der Mangel an Rohstoffen zu immer weiterreichenden Einschränkungen. Am 28. Februar erließ die „Reichsstelle Eisen und Metalle“ eine Anordnung, nach der alle aus Metall hergestellten Einrichtungsgegenstände in Verwaltungsgebäuden und Büros als beschlagnahmt galten und bis zum 30. April 1944 offiziell angemeldet werden mussten.

Als aus Anlass des Gründungstages der NSDAP am 24. Februar 1920 eine Tagung der Reichsleiter, Gauleiter und Verbändeführer der Partei stattfand, nutzte Propagandaminister Goebbels die Gelegenheit zu einer Ansprache, in der er das deutsche Volk nochmals nachdrücklich aufforderte, sich materiell, moralisch und seelisch auf die entscheidende Endphase des Krieges vorzubereiten.

 

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