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Chronik und Quellen
1943
August 1943

Bitte um Lebensmittel und Kleidung

Walter Bernstein bittet am 19. August 1943 per Brief aus dem Zwangsarbeitslager Schoppinitz dringend um Lebensmittel und warme Kleidung:

Liebe beide,

habe mich unendlich über Euren Gruß gefreut. Diesen Brief in Eurer Antwort nicht erwähnen! Sendet bitte Briefe und Antwortkarten, soviel Ihr wollt, es kommt alles an, ebenso Pakete jeden Inhalts. Kinder, wenn Ihr irgend könnt, Brot, Eßwaren jeder haltbaren Art, Salz, Süßstoff, Marmelade usw., alles Eßbare, Rauchware, soviel ihr könnt, es wird alles ausgehändigt. Pakete möglichst dringend senden. Keine Flüssigkeiten. Dann aber Taschentücher, Creme, 1 Schal, Feuerzeug, alles in Fußlappen einwickeln u. Blechschachteln verwenden. Irgendwas zu lesen, 30 Pfg. Romane und so. Kinders, laßt uns nicht im Stich, Ihr seid die einzigen, auf die ich noch baue. Wir schieben oft Kohldampf. Möchten Euch nach alldem doch noch Wiedersehen. Da könnt Ihr mithelfen. Peter ist in Auschwitz. Es ist hier auszuhalten, wenn man wach ist, aber vor dem Winter haben wir alle Schiß. Wir haben so gut wie nichts anzuziehen, jetzt ist es morgens schon ziemlich kalt. Die Arbeit ist in meinem Kommando leicht, das Essen gut, aber verflucht knapp. Dabei kann man, wenn man Beziehungen hat, dick werden. Mit Tabak kriegt man hier alles. Denkt natürlich in erster Linie an Wally und erst dann an mich. Wie gesagt, es wird alles ausgehändigt und es kann soviel Ihr [...] geschickt werden.

Ich will jetzt nicht mehr schreiben. Kinder, vergeßt uns nicht, Euer Dasein ist für uns eine große Stütze. Grüßt Eure Mütter und Deine Schwester u. Schwager, Rudi. Gruß an Martin,8 wenn Ihr schreibt.

Diesen Brief vernichten. Nicht in Antwort erwähnen. Schreibe ihn unter Risiko meines Lebens. Sendet auch Zahnbürste, Waschlappen.

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