Menü
Chronik und Quellen
1941
Oktober 1941

Die SD-Außenstelle Paderborn berichtet:

Der SD teilt am 11. Oktober 1941 aus Paderborn mit:

Judenfreundliche Haltung konfessionell gebundener Kreise

In der letzten Zeit konnte beobachtet werden, wie, allerdings nur in Kreisen konfessionell fest gebundener älterer Menschen, die Kennzeichnung der Juden kritisch betrachtet und abgelehnt wurde. Dabei verwies man darauf, daß die Juden auch Menschen seien und infolgedessen vom christlichen Standpunkte aus nicht verachtet werden dürften.

Ein besonders krasser Fall von Judenfreundlichkeit wurde aus Bad Lippspringe bekannt. Ein weiblicher Kurgast wollte dort im Geschäft eines Lederwarenhändlers Pietig einen ledernen Koffer kaufen und schildert wörtlich folgendes:

''Im Schaufenster des Pietig waren mehrere Koffer ausgestellt. Ich begab mich mit zwei Damen in das Ladengeschäft des P. und fragte nach einem Koffer, den ich zu kaufen beabsichtigte. Darauf wurde mir von Frau Pietig mitgeteilt, daß dieser Koffer an einen Juden in Bad Lippspringe verkauft wäre und sie ihn nicht herausgeben könne. Sobald der Jude sein Ausreisevisum bekäme, würde er den Koffer abholen. Daraufhin erklärte ich folgendes: dann müßten also die deutschen Volksgenossen eher mit Kisten reisen als Juden, die mit den feinen Koffern reisten. Frau P. erklärte: 'Ich verkaufe an Juden ebenso gerne, wie an Deutsche.'''

Dieser Vorgang spielte sich anfangs Juni 1941 ab. Wenige Wochen später wurde beobachtet, wie sich Frau Pietig von der Jüdin Mayer auf der Straße mit Händedruck verabschiedete. Pietig und seine Familie sind konfessionell fest gebunden. Pietig selbst trägt bei Prozessionen den Himmel

Baum wird geladen...