Bericht aus Ansbach
Am 30. September 1941 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken seinen „Monatsbericht“:
Juden
1) Wie vereinzelt festgestellt werden konnte, versuchen die Juden die Polizeiverordnung vom 1.9.41 angeordnete Kennzeichnung dadurch zu umgehen, daß sie zwar den Judenstern vorschriftsmäßig aufgenäht tragen, diesen aber durch das Mitführen einer Aktentasche bzw. Handtasche oder größeren Einkaufstasche verdecken.
Die Kennzeichnung der Juden erfolgte ohne Zwischenfälle; auch das Erscheinen der gekennzeichneten Juden in der Öffentlichkeit führte bis jetzt zu keinerlei Störungen. Dagegen häufen sich anonyme und offene Anzeigen der deutschblütigen Bevölkerung gegen vermeintliche Juden bezw. solche, die laut Verordnung von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind.
2) In der Berichtszeit sind 15 Juden (im Vormonat 23 Juden) ausgewandert.
Gegen 3 (Vormonat 5) im Auslande wohnhafte jüdische Emigranten wurde Antrag auf Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit gestellt und die Einziehung ihrer im Auslande befindlichen Vermögenswerte veranlaßt.
In 12 jüdischen Haushaltungen wurden Durchsuchungen nach zwangsbewirtschafteten Waren, ablieferungspflichtigen Gegenständen wie Rundfunkgeräte , Silberbestecke usw. durchgeführt. Beanstandungen haben sich nicht ergeben.
3) Der Rasse- und Bekenntnisjude Emil Schönbaum in Nürnberg, rumänischer Staatsangehöriger, wurde am 26. September streunend in Nürnberg betroffen. Bei der Kontrolle wurde festgestellt, daß er und sein Bruder Hermann, ebenfalls in Nürnberg, rumänischer Staatsangehöriger, wiederholt vom Arbeitsamt Nürnberg zwecks Arbeitsvermittlung vorgeladen, jedoch nicht erschienen waren. Die beiden wurden deshalb festgenommen und dem Arbeitsamt Nürnberg zur Arbeitsvermittlung überstellt.
Schönbaum, Emil mußte am 29.9.41 abermals festgenommen werden, weil er trotz wiederholten Velle - über den Sachzugewiesene Arbeit nicht aufgenommen hat.