Bericht aus Ansbach
Am 5. März 1941 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken seinen „Monatsbericht“:
Juden
1) Die israelitische Kultusgemeinde Nürnberg führte am 24. Februar 1941 in der jüdischen Turnhalle in Nürnberg eine geschlossene Veranstaltung des Jüdischen Kulturbundes in Deutschland e.V. durch. Die Veranstaltung war von 400 Juden, meist schulpflichtigen Kindern besucht.1
2) Am 3.2.41 fand im Schulgebäude der Israelitischen Kultusvereinigung Nürnberg eine Versammlung der jüdischen Lehrer Nordbayerns statt. Die Leiterin der jüdischen Schulabteilung Berlin, Paula Sara Fürst sprach über die Erziehungsarbeit in der jüdischen Schule und ihre Vorbereitungsarbeit für die jüdische Wanderung nach Übersee bezw. die Pflege des Siedlungsgedankens. Die Teilnehmerzahl betrug etwa 36.
3) Im Monat Februar sind 11 Juden ausgewandert. Die Zahl der Auslandstelegramme, die sich inhaltlich mit der jüdischen Auswanderung befassen, ist erheblich gestiegen. Die Auswanderungsquote des USA-Konsulates für jüdische Auswanderer wurde beträchtlich erhöht, sodaß in absehbarer Zeit mit einem Anwachsen der Auswanderungsziffern zu rechnen ist.
4) Der Rasse- und Bekenntnisjude Wurzman, Julius Israel, früher Kaufmann wurde durch Strafbefehl des Amtsgerichts Fürth vom 31.1.41 wegen Vergehens gegen §§ 2 und 4 der VO über den Nachrichtenverkehr vom 2.4.40 zu 100 RM Geldstrafe verurteilt. Er hat im November 1940 versucht, Briefe in das feindliche Ausland an Verwandte zu senden.
5) Der Rasse und Bekenntnisjude [N.N.] Nürnberg wurde durch Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 27.9.1937 wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Rassenschande zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er verbüßte seine Strafe bis 4.2.41 im Zuchthaus Hammeln.
Da bei ihm mit Sicherheit anzunehmen ist, daß er trotz dieser Strafe sein rassenschänderisches Treiben fortzusetzen versuchen wird, wurde er in Schutzhaft genommen.