Bericht aus Ansbach
Am 7. August 1940 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken seinen „Monatsbericht“:
Juden
Am 1.7.1940 hat die jüdische Kultusvereinigung Nürnberg für ihre Mitglieder eine Vortragsveranstaltung abgehalten. Im Auftrage der ''Reichsvereinigung der Juden in Deutschland '' haben jüdische Künstler neben anderen Orten auf ihrer Vortragsreise auch Nürnberg besucht. Es wurden bei der erwähnten Veranstaltung Lieder und Gedichte vorgetragen.
Ende des vergangenen Monats wurden im Judenfriedhof in Zeckendorf, LK Bamberg, 35 Grabsteine durch Umwerfen beschädigt. Der verursachte Schaden beläuft sich auf rund 4-500 RM. Die eingeleiteten Erhebungen haben ergeben, daß es sich bei den Tätern um vier noch im jugendlichen Alter stehende Burschen handelt, die ihr Vorgehen mit ''Abneigung gegen die jüdische Rasse'' begründeten.
Die Auswanderung der Juden zeigt für den Berichtsmonat wohl infolge der Kriegsverhältnisse eine rückläufige Bewegung. Insgesamt sind im Juli 1940 nur 11 Juden aus dem hiesigen Dienstbereich in das Ausland ausgewandert, während es im Juni 1940 noch 35 Juden waren. Die auch jetzt noch gestellten Anträge auf Erteilung von Auswandererpässen beweisen, daß bei den noch im Inland wohnhaften Juden das ernsthafte Bestreben möglichst bald aus Deutschland auszuwandern, vorhanden ist.
Da die jüdische Auswanderung jetzt nur mehr nach Übersee (Amerika) möglich ist und die Schiffsüberfahrt von mittel- und westeuropäischen Häfen aus nicht angetreten werden kann, muß die Ausreise neuerdings über die baltischen Staaten, Rußland und Japan gehen. Dieser Reiseweg ist entschieden länger und beschwerlicher als der früher gewählte und kann von älteren Personen fast nicht in Anspruch genommen werden. Darin ist wohl vor allem der Grund für das zahlenmäßige Absinken der jüdischen Auswanderer aus dem hiesigen Dienstbereich zu suchen.
Juden sind im Berichtsmonat nicht festgenommen worden.