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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht aus Sandberg

Am 28. November 1938 erstattet die Gendarmerie Sandberg ihren „Monatsbericht“:

Der Mord an dem Botschaftsrat vom Rath, verübt durch einen Juden, wurde vom Tattage ab längere Zeit allgemein besprochen. Die Bevölkerung zeigte sich sehr empört, noch mehr aber als die Presse brachte, daß der jüdische Mörder mit dieser Tat Deutschland hat treffen wollen.

Im hies. Bezirk wohnen keine Juden. Als aber am 10.11.38 in der Frühe durch Rundfunk gekannt gemacht wurde, daß Angriffe auf den jüdischen Besitz einzustellen seien, ließen es sich manche nicht nehmen nach auswärtigen Dörfern zu fahren wo Juden gewohnt haben, um zu sehen was in der vergangenen Nacht geschehen war. Von dem größten Teil der Bevölkerung wurden die Angriffe auf Juden und ihren Besitz mit Freuden begrüßt. Einzelne behaupten allerdings, daß man hätte nicht so weit gehen dürfen, sondern die Juden in Schutzhaft nehmen und ihren Besitz im Zuge der Durchführung des Vierjahresplans verwerten müssen. Man sprach von betrunkenen SA -Männern, die sich Übergriffe zu schulden hätten kommen lassen. Wenn einzelne Juden tatsächlich körperlich gezüchtigt wurden, so nahm man solche Nachrichten mit Heiterkeit auf, dagegen brachten die Nachrichten, daß in einem benachbarten Städtchen Nähmaschinen aus Judenhäusern auf die Straßen geworfen worden seien, sogar eine gewisse Empörung.

Der Auftakt gegen die Juden in Bad Neustadt/Saale, der mal kommen mußte, wurde als Vorbild hingestellt. Dort hätte man wenigstens nicht so brutal deutsche Werte vernichtet. Man habe sich in Bad Neustadt/S. hauptsächlich persönlich mit Juden befaßt.

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