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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht aus Hirschau

Am 23. November 1938 erstattet die Gendarmerie Hirschau folgenden „Monatsbericht“:

Die jüngste Aktion gegen die Juden hat unter der Landbevölkerung nicht volles Verständnis gefunden. Man glaubt nicht, daß das Zertrümmern der Synagogen, der Ladenfenster und das Vernichten von Einrichtungsgegenständen der Juden vom Volk ausgegangen ist, sondern daß dies von oben herab befohlen wurde.

Gegen die Beschädigungen der Synagogen hat niemand etwas dagegen, aber gegen die Zertrümmerung der Auslagenfenster und der sonstigen Einrichtungen, die letzten Endes auch wieder deutsches Volksvermögen sind und die Zertrümmerung [sic] dem Sinne des Vierjahresplans widerspricht. Auf der einen Seite müßten Staniolpapier und leere Zahnpastatuben gesammelt werden und auf der anderen Seite werden planmäßig Millionenschäden verursacht. So hat sich in Gebenbach ein Fall abgespielt, daß ein unbekannter Gast im Wirtshaus sich weigerte das Staniolpapier in die aufgestellten Pappschachteln zu werfen mit der Begründung, wenn der Staat Fensterscheiben einschlagen lassen kann, dann braucht er auch kein Staniolpapier.

Man hört auch Stimmen, daß wir während des Weltkrieges von unseren Gegnern als Barbaren bezeichnet wurden und jetzt bringen die ausländischen Sender, daß wir es selbst bewiesen haben, daß wir solche sind. Auf alle Fälle ist ein Großteil der Bevölkerung der Ansicht, daß die Plünderung der Judenläden dem Ansehen des Reiches im Ausland keinen Beitrag gebracht hat. Mit den gesetzlichen Maßnahmen gegen die Juden ist die Bevölkerung einverstanden. Die Bevölkerung hat zum Führer unbedingtes Vertrauen, seit der Judenaffäre aber auf [sic] die Unterführer nicht mehr. Man hört auch, daß man Dr. Göbels [sic] nicht alles glauben darf. Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß die Leute viel ausländische Sender hören.

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