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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Anonymer Brief aus Paderborn

Am 11. November 1938 wird ein anonymer Brief verfasst, in dem aus NS-Sicht Kritik an den Kritikern der Vorkommnissen vom Vortag äußert wird:

Man sieht doch wieder wie die Juden von den Katholicken [sic] bemitleidet werden. Dieses konnte ich in den letzten Tagen von den kath. Beamten des hiesigen Postamtes feststellen. Ich kann wohl ruhig sagen fast alle kath. Beamten sind mit dieser Aktion nicht zufrieden und nehmen hierzu Stellung. Ich habe mir [sic] mit verschiedenen diesbezüglich unterhalten und kann Dir folgendes darüber berichten.

Einer sagte, dieses hätte man nicht tun dürfen, man hätte die Juden holen sollen und mit zur Stadtheide nehmen sollen und dann hätte man sie feste schleifen sollen. Ein anderer wurde sogar sehr erbost als ich mir [sic] mit ihm darüber unterhielt. Er sagte zu mir, an toten Gegenständen zu vergreifen gehörte sich nicht, er wäre über alles im Bilde. Als ich denselben eines besseren belehren wollte, was bei diesem fanatischen Katholicken [sic] unmöglich ist, sagte er zu mir, ich wäre noch jung. Wenn ich mal in seinem Alter stände, dächte ich auch so wie er. Wieder anderes mußte [ich] von jemand hören, daß die Sachen von den Juden aus den Schaufenstern auf der Straße gelegen hätten, welches ich natürlich bestritt. Die Versicherungen müßten doch alles bezahlen. Ich habe diesen [sic] Schaffner aber gesagt, das [sic] dieses wohl keiner Versicherung einfiele. Auch mußte ich gleich am 10. des Monats morgen hören, daß ein SA des hiesigen Postamtes sich sogar brüstete, wir haben gestern nacht gewirkt. Ich will keine Feinde am Postamt haben, sonst hätte ich sofort die SA Standarte angerufen. Ich habe natürlich zu solchen, die mir sagten die SA, SS und die Politischen Leiter hätten diese Aktion vorgenommen auf das Schärfste abgewiesen und gesagt, sie sollten mit ihrer Äußerung vorsichtig sein, das wäre nicht wahr. Ich habe zu diesen Schwarzen gesagt, daß die Bevölkerung Paderborns derart empört gewesen wäre wegen des Mordes an unserem Gesandtschaftsrat vom Rath in Frankreich. Einer der ganz vorsichtig mir gegenüber war, sagte: so wenig ich die Juden leiden mag, aber diese Angelegenheit hätte man der Regierung überlassen sollen, ich hätte dieses nicht getan. Dieses wäre wohl so ziemlich alles was ich am 10. u. 11. des Monats am hiesigen Postamt über die Judenaktion erfahren habe. Die Stellenvorsteher sind mit ihrer Äußerung sehr vorsichtig. Ich habe von keinem Stellenvorsteher etwas gehört.

Heil Hitler.

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