Menü
Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht aus Ansbach

Der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken berichtet am 8. Dezember 1938 für den Monat November aus Ansbach:

Allgemeines; öffentliche Sicherheit [...]

Die Nachricht von dem tragischen Tod des von jüdischer Hand ermordeten Gesandtschaftsrates vom Rath hat ausnahmslos aufrichtige Trauer und tiefe Anteilnahme, zugleich aber auch Abscheu und Entrüstung gegen das verbrecherische Treiben des internationalen Judentums hervorgerufen. Wie überall im Reich bemächtigte sich auch der Bevölkerung des Regierungsbezirke eine ungeheure Erregung gegen das jüdische Mördervolk und es kam zu Vergeltungsaktionen gegen die jüdischen Gebäude und Geschäfte. In den von der Reichsregierung gegen die Juden getroffenen Maßnahmen, insbesondere der völligen Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben und der Verhängung der Geldbuße, sieht die Bevölkerung allgemein die verdiente und notwendige Sühne für den feigen Meuchelmord. Auch den wenigen, die in der Judenfrage bisher immer noch abseits standen und mit den ''armen'' Juden Mitleid haben zu müssen glaubten, haben die ruchlose Tat des Juden Grünspan [sic] und die Ungeheuerlichkeit der Besitzverteilung an die Juden die Augen geöffnet. [...]

Schule und Kirche

Die freche Herausforderung des Weltjudentums durch den feigen Mord in Paris war für zahlreiche Lehrer des Regierungsbezirks Veranlassung auf Grund ihrer nationalsozialistischen Einstellung zur Judenfrage den Religionsunterricht niederzulegen.

Im Verlaufe der Protestaktion gegen die Juden wurden in Wunsiedel auch 2 evangelische Geistliche und 1 kath. Pfarrer , die als ''Judenknechte '' gelten, durch die empörte Volksmenge auf die Polizeiwache verbracht und dort vorübergehend festgehalten. In den Pfarrhäusern wurde eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert.

Evangelische Kirche [...]

Stadtpfarrer Koch hat in seiner Predigt in der St. Gumbertuskirche in Ansbach darauf hingewiesen, daß bereits von verschiedenen Seiten das Alte Testament nicht mehr anerkannt werde und schon verschiedene Lehrer in den Schulen den Kindern im Religionsunterricht nicht mehr vom Alten Testament erzählen, weil darin angeblich das jüdische Volk verherrlicht werde. Bei der Einführung der Gemeinschaftsschule sei aber ausdrücklich betont worden, daß sich in den Schulen beim Religionsunterricht nichts ändern werde. [...]

Pfarrer Segel in Mistelgau, BA Bayreuth hat sich am Buß- und Bettag abfällig über die Aktionen gegen die Juden geäußert. Die Staatspolizeistelle Nürnberg-Fürth ist verständigt. [...]

Juden

Im Zuge der Protestaktion gegen das jüdische Mördergesindel wurden im Regierungsbezirk 772 Juden festgenommen, von denen sich noch 389 in Haft befinden. Außerdem wurden nach dem Bericht der Staatspolizeistelle Nürnberg-Fürth 17 Synagogen ausgebrannt, 25 Synagogen demoliert, 115 jüdische Geschäfte zerstört; weitere 39 jüdische Geschäfte wurden nur geschlossen. In 594 jüdischen Wohnungen wurde die Inneneinrichtung zerstört bezw. beschädigt. Außerdem wurde das Geschäft einer Deutschblütigen beschädigt, weil der Bevölkerung bekannt war, daß die Inhaberin mit einem Juden Rassenschande getrieben hatte.

In 69 Fällen wurden bei Juden Waffen beschlagnahmt bezw. von den Juden selbst abgeliefert.

Judenfrei sind bereits die Städte Dinkelsbühl, Eichstätt, Schwabach, Zirndorf und die Bezirke Hersbruck, Neustadt a.d.Aisch, Nürnberg, Pegnitz, Rothenburg o.d. Tauber und Staffelstein.

1) Der Jude [N.N.a] von Kulmbach unterhielt seit 1932 rasseschänderische Beziehungen mit einer arischen Frau von Kulmbach. Er wurde in Haft genommen.

2) Das Nürnberger Schöffengericht verurteilte den Juden Max Kohlmann aus Nürnberg wegen Verbrechens gegen die Devisenwirtschaft zu 1 Jahr und 10 Monaten Gefängnis und 50.000 RM Geldstrafe. Außerdem wurde das Vermögen des Juden in Höhe von 51.000 RM eingezogen.

3) Wilhelm Klein von Nürnberg, der aus der Wohnung eines Juden gestohlen hatte, wurde nach dem ausdrücklichen Willen des Gauleiters Streicher der sofortigen gerichtlichen Bestrafung zugeführt. Er erhielt vom Schnellgericht 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis.

4) Wegen Devisenschiebung wurden die jüdischen Kaufmannseheleute Kaumann von Bayreuth am 25.11.1938 von der Zollbehörde festgenommen.

5) Der Kaufmann Laink-Vissing von Erlangen, der mit einer Volljüdin verheiratet ist, wurde verhaftet, weil er verdächtig ist, jüdisches Vermögen der Arisierung zu entziehen.

6) Das ''Jüdische Gemeindeblatt für die israelitischen Gemeinden in Nürnberg und Fürth'' wurde auf die Dauer von 3 Monaten verboten.

Baum wird geladen...