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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht aus Oberbayern

Am 10. Dezember 1938 berichtet der Regierungspräsident Oberbayern in München für November 1938:

Im vergangenen Monat beschäftigte die Protestaktion gegen den jüdischen Meuchelmord an dem deutschen Gesandtschaftsrat in Paris die meisten Volksgenossen. Die Empörung über dieses Verbrechen war allgemein. Die im Anschluß daran getroffenen politischen Maßnahmen waren in den einzelnen Orten mit jüdischen Einwohnern verschieden. Zumeist wurden die Juden zur sofortigen Abreise veranlaßt, da für ihre Sicherheit keine Gewähr mehr bestehe. Verschiedentlich mußten sie auch eine Erklärung unterschreiben, nie mehr zurückzukehren und ihren Grund- und Hausbesitz durch Verkauf aufzugeben. Ein Teil der Juden wurde festgenommen und der Gendarmerie übergeben, was zur Verhaftung und Überstellung an die Staatspolizeileitstelle München führte. Zu Gewalttätigkeiten und Ausschreitungen ist es nur vereinzelt gekommen. Zu einer größeren Aktion kam es gegen den Juden Frhr. v. Hirsch in Planegg, wo die Demonstranten auch einen Brand im Schloß Planegg verursachten, wobei mehrere Zimmer ausbrannten. Der Brand konnte jedoch alsbald wieder gelöscht werden. Von den Angestellten des Juden wurde einer durch einen Pistolenschuß leicht verletzt. Der Umstand, daß die Feuersirene läutete, die Feuerwehr ausrückte - ohne jedoch eingreifen zu können - und Schüsse fielen, hat die Bevölkerung beunruhigt. Wesentlicher Sachschaden ist nicht entstanden.

Die Protestaktion gegen die Juden wird von der Bevölkerung vielfach als organisiert betrachtet. Die Gewalt, die hierbei zum Teil angewendet wurde, hat insbesondere bei der ländlichen Bevölkerung Anlaß zu Kritik gegeben. Die Veröffentlichungen in der Presse über den großen Anteil am Volksvermögen, der sich in jüdischen Händen befindet, hat sich als eine glückliche Maßnahme erwiesen und zweifellos viel dazu beigetragen, daß der Teil der Bevölkerung, der sich anfänglich gegen die Sachbeschädigungen gewandt hat, mit der Judenaktion nunmehr einverstanden ist. Die von der Partei durchgeführten Versammlungen über die Judenfrage waren gut besucht und haben ihre aufklärende und reinigende Wirkung nicht verfehlt.

Im übrigen ist die Stimmung der Bevölkerung gut. [...]

Außenpolitisch erregten die jüdisch-kommunistischen Umtriebe in Frankreich besonders Interesse.

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