Bericht aus Osnabrück
Am 13. November 1938 berichtet der Regierungspräsident Osnabrück über die „Protestaktion gegen Juden“:
Wie überall im Reiche, fanden auch im Regierungsbezirk Osnabrück in der Nacht zum 10. November 1938 Protestaktionen gegen die Juden statt. Die Durchführung der Aktion lag allgemein in den Händen der SA - und SS -Formationen. Etwa gegen 2 Uhr begaben sich einzelne Trupps in die Wohnungen und Geschäftsräume der Juden, nahmen alle erwachsenen, männlichen Juden, soweit sie greifbar waren, fest, zerstörten teilweise die Wohnungseinrichtungen und auch das Inventar der Geschäftsräume und stellten die Warenbestände sicher. Dabei wurde in mehreren Fällen von der SA die Ware fortgeschafft, und soweit bislang festgestellt werden konnte, der NSV übergeben. Auch sind vielfach Barbeträge eingezogen und sichergestellt worden. Gleichzeitig wurden in Osnabrück, Quakenbrück, Lingen, Papenburg und Sögel die Synagogen in Brand gesteckt. Es konnte diesseits aus den Synagogen wertvolles Archiv- und Aktenmaterial in Sicherheit gebracht werden. Die Inbrandsetzung der Synagoge bedeutete keine Gefahr für die Allgemeinheit, da die angrenzenden Gebäude durch die Feuerlöschpolizei hinreichend geschützt wurden. Abgesehen von unbedeutenden Ausnahmen vollzog sich die Aktion im vorgesehenen Rahmen.
An Einzelheiten sind auszuführen:
Die Zahl der Festgenommenen beträgt rd. 200. Ihre Unterbringung im Konzentrationslager Buchenwald ist zum Teil schon erfolgt.
Bemerkenswert ist noch, daß außer der Synagogen in Papenburg das Wohnhaus eines Juden dem Brand zum Opfer fiel.
Von der Aktion betroffen sind insgesamt 17 jüdische Geschäfte, davon 7 in Osnabrück und 10 in den übrigen Orten des Bezirks.
Der Sachschaden (ausschließlich des durch die Synagogenbrände entstandenen) beträgt schätzungsweise 40.000 Reichsmark. Der Wert der fortgeschafften Wertgegenstände, deren Verbleib noch nicht restlos festgestellt werden konnte, dürfte etwa 100.000 Reichsmark betragen. Hinzu kommen noch durch die SA sichergestellte [...] deren Höhe ebenfalls noch nicht feststeht.
Die durch die Aktion beschäftigungslos gewordenen Angestellten sind bereits restlos anderweitig untergebracht.