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Chronik und Quellen
1938
Oktober 1938

Bericht aus Alzenau

Am 31. Oktober 1938 erstattet das Bezirksamt Alzenau seinen Monatsbericht für Oktober:

Unter dem Einfluß der friedlichen Beilegung den tschechoslowakischen Konflikte hat die vordem ziemlich gedrückte Volksstimmung wieder einer zuversichtlicheren Auffassung Platz gemacht. Die politische Lage war dementsprechend im Berichtsmonat im allgemeinen ruhig.

Eine Ausnahme hievon machen nur die sich ständig wiederholenden nächtlichen Ausschreitungen gegen Judenhäuser und Synagogen , die trotz schärfster Verurteilung durch den Kreisleiter ihren Fortgang nehmen. An einer ganzen Reihe von Judenhäusern in Alzenau, Hörstein und Schöllkrippen wurden im Laufe des Oktober nächtlicherweise die Fenster eingeworfen, die Fensterläden ausgehängt und in den Bach geworfen, die Außenwände mit roter Farbe beschmiert usw. Auch die Synagogen in Alzenau und Schöllkrippen wurden durch Fenstereinwerfen beschädigt. Die Täter und Anstifter dieser Bubenstreiche, die ja im Grunde genommen nur deutsches Volksvermögen schädigen, konnten nicht festgestellt werden. Den darüber bestehenden Vermutungen durch Vernehmungen und Hausdurchsuchungen und dergleichen nachzugehen, ist für die Gendarmerie ganz unmöglich, da sie sich sonst dem Vorwurf der Judenknechtschaft aussetzt. Die bestehenden Zustände sind der Staatsautorität und dem Ansehen von Ordnung und Gesetz in den Augen des Volkes nichts weniger als zuträglich.

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