Bericht des SD aus Cochem
Am 26. Juni 1938 verfasst die SD-Außenstelle Cochem folgenden Bericht:
Kulturelles Leben
Die Anteilnahme des Judentums am kulturellen Geschehen ist ausgeschaltet. Durch die starke Emigration, vornehmlich der jüngeren Vertreter, sind sie als typische Erscheinungsform der Öffentlichkeit fast verschwunden.
Gemeinschaftsleben
Die bewußt durchgeführte Ausschaltung des Judentums aus der völkischen Gemeinschaft bedingte bei den kleineren Orten des Bereiches eine noch engere Abschließung und Zusammenfassung in eigenen Kreisen. Eine Einflußnahme auf die Gestaltung des deutschen Gemeinschaftslebens hat weder bestanden noch ist sie entsprechend der beruflichen Neigung der Juden (Handel) möglich.
Wirtschaftsleben
Die Ausschaltung des Judentums aus der Wirtschaft (Vieh- und Weinhandel ) ist in Kreisen mit einer konfessionell gemischten oder vorwiegend protestantischen Bevölkerung als fast vorwiegend abgeschlossen zu bezeichnen.
Verhältnis zum Ausland
In einzelnen Fällen bestehen durch jüdische Weinbergbesitzer gute Verbindung zu ausländischen Kreisen, vornehmlich Holland und Nordamerika. Soweit eine Nachprüfung von hier aus möglich ist, bestehen diese Beziehungen auf wirtschaftlicher Grundlage und finden im öffentlichen Leben keinen Niederschlag.
Sonstiges
Gegnerarbeit anderer Gruppen (Antisemitismus)
Die von Seiten der Regierung in Aussicht gestellten neuerlichen Maßnahmen gegen das gesamte Judentum werden heute schon mit Interesse aufgenommen, wenn man auch über die Durchführung im einzelnen noch kein klares Bild hat.
Der von der Partei geforderte totale Boykott der Juden zeigt in vielen Fällen gute Erfolge. So mußte von Juden, die beabsichtigten auszuwandern, der Verkauf ihres Besitzes immer wieder verschoben werden, da bei angesetzten Versteigerungen keine Gebote kamen. Diese Verzögerungstaktik führte in fast allen Fällen dazu, daß die Objekte weit unter ihren Preis kamen. Es kann abschließend gesagt werden, daß die Judenfrage im hiesigen Bezirk heute kein akutes Problem mehr ist. In Fällen, wo noch eine Existenzgrundlage besteht, ist es eine Frage der Zeit, daß diese verschwinden werden.